Denn das Duell im Abstiegskampf bot mehr Emotionen, als das Stadion an der Castroper Straße in der zweiten Liga für gewöhnlich zu sehen bekommt. Am Ende feierten die Gäste eine rauschende Party, denn sie hatten die dramatische Begegnung etwas glücklich mit 3:2 (1:2) gewonnen. Und dabei wurde schnell klar: drei Punkte gegen einen direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt sind gut und schön - werden von einem echten Derbysieg aber locker in den Schatten gestellt.
Das wollte selbst SGW-Coach André Pawlak nicht verhehlen. "Das war ein Derby, wie ein Derby sein muss", bemerkte der scheidende 09-Trainer. "Ich freue mich tierisch über meine Mannschaft und bin megastolz darauf, wie sie nach einem 0:2-Rückstand noch zurückgekommen ist und das Ding gedreht hat. Die Jungs sollen das mal genießen, denn das ist eine überragende und einmalige Geschichte", meinte der A-Lizenzinhaber - und gab damit das Startsignal für die Wattenscheider Party.
Dabei hatte es danach vor 3.348 Zuschauern - etwa 1.200 davon waren aus Wattenscheid gekommen - anfangs nun wirklich nicht ausgesehen. Mit einem Doppelpack (14./27.) stellte der starke Moritz Göttel die Weichen auf Heimsieg. Während die Anfangsphase Pawlak frappierend an die letzten Auswärts-Auftritte seiner Elf erinnert hatte, konnte sein Gegenüber Thomas Reis eigentlich nicht meckern. "Wir haben alles gezeigt, was zu einem Derby dazugehört. Aus dem Nichts fiel dann aber das 2:1. Und wie immer, wird Leichtsinn auch in der Regionalliga bestraft."
Der Derby-Liveticker zum Nachlesen: live.reviersport.de/000/045/36-rs.html
Am Samstag sogar doppelt und dreifach. Nach Kevin Kisynas Anschlusstreffer (32.) legte Nico Buckmaier noch vor der Pause den Ausgleich nach (41.). Obwohl die Bochumer U23-Truppe den zweiten Durchgang über weite Strecken bestimmte, machte Wattenscheid auch das fünfte Tor. Der eingewechselte Seyit Ersoy war im ersten Anlauf noch an VfL-Keeper Felix Dornebusch gescheitert (83.), um nur vier Minuten später bei den 09ern für Extase zu sorgen.
Reis muss auf die Tribüne
"Historisch", nannte SGW-Teammanager Marco Ostermann den Erfolg, als dieser nach einer ereignisreichen Nachspielzeit schließlich feststand. In der hatte es von Nickligkeiten nur so gewimmelt. Und damit nicht genug: Nach einem Scharmützel ausgerechnet mit VfL-Mitarbeiter und Wattenscheid-Spieler Alexander Thamm war Reis aus dem Innenraum geflogen. Ein vermeintliches Handspiel von Kevin Lehmann im eigenen Strafraum brachte alle Bochumer in der 94. Minute vollends in Rage. Offenbar zuviel für den Kreislauf von Onur Bulut, der nach dem Abpfiff plötzlich bewusstlos zusammengesackt war. Die gute Nachricht: Er war schnell wieder auf dem Damm und konnte am Nachmittag schon wieder mit der Mannschaft in der Vereinsgaststätte essen.
Verdaut haben Fans und Beteiligte dieses rassige Derby aber wahrscheinlich so schnell noch nicht!