Wäre Schiedsrichter Lukas Sauer dem Trainer der Bergischer Gladbacher in diesem Moment über den Weg gelaufen, er hätte ihn wohl bei seiner explosiven Eruption unter kubikkilometergroßen Gesteinsmassen begraben. "Das war ein Witz, lächerlich", schrie Schacht nach dem 1:3 bei Fortuna Köln Zeter und Mordio. Die Rote Karte gegen Torhüter Michael Cebula hatte ihn so geladen gemacht. Und das zu Recht. Denn der Platzverweis wegen einer Notbremse war schlichtweg eine Fehlentscheidung.
Allerdings war diese Entscheidung des ohnehin sehr schwachen Referees nicht ausschlaggebend für den Spielausgang. Der gefoulte Thiemo-Jerome Kialka vergab in der 80. Minute den fälligen Elfmeter kläglich. Es wäre das 4:1 gewesen. Dass Schacht dann aber in einem verbalen Rundumschlag die Kölner dank der Fehlurteile des Schiris im Vorteil wähnte, war des Schlechten dann doch zu viel. "Er bedankt sich wahrscheinlich noch beim Schiedsrichter", kommentierte er die Verspätung seines Kollegen Uwe Koschinat zur Pressekonferenz. Das gute Verhältnis der beiden dürfte diese Spitze dennoch unangetastet lassen. Einen weiteren kleinen Seitenhieb seines Gegenübers: "Ich habe es mit meiner Holzerei immerhin in die 1. Bundesliga geschafft", nahm Koschinat mit einem zwinkernden Auge gelassen hin. Er hatte abgesehen von der Leistung seiner Mannschaft auch allen Grund dazu. Pokalfinale erreicht. Platz zwei zurück erobert und zwei Punkte auf Lotte gut gemacht. Südstadt-Herz, was willst du mehr? "Die Woche war wackelig, aber erfolgreich", so klang das dann aus dem Mund des Trainers.
Glanzparade von Monath gleich zu Beginn der Partie
Es hätte aber auch anders laufen können. Aber Alexander Monath fischte mit einer Hand nach vier Minuten einen tollen Schuss von Norman Wermes noch aus dem Winkel. "Diese Szene hat mir natürlich direkt Sicherheit gegeben. Und im Gegenzug schießen wir das 1:0. Ich bin mit meiner Leistung auch trotz des Gegentores zufrieden. Zu Null wäre top gewesen, aber ich will mal nicht meckern", sagte ein strahlender Fortuna-Torwart nach seinem Debüt in der Regionalliga.
Mit ernster Miene kommentierte hingegen Schacht die beiden Gegentore in den ersten zehn Minuten. "Solche Fehler macht man bei den Bambinis nicht. Vor dem 1:0 rennen wir uns gegenseitig an der Außenlinie über den Haufen. Beim 2:0 lassen wir den Ball auftippen, anstatt das Ganze vorher zu klären." Die Nutznießer waren Michael Lejan mit einem Flachschuss ins lange Eck (4.) und Thomas Kraus mit einem Hammer in den Winkel aus 16 Metern (10.). Zu diesem Zeitpunkt mag Schacht sich sogar mal an die 1:5-Hinspielniederlage erinnert haben. Bis fünf Minuten vor der Pause lief für die Hausherren alles in geordneten Bahnen. Doch dann brachte Rachid Eckert eine Ecke herein, Daniel Chitsulo verlängerte mit dem Fuß und Monath kam an Ricardo Retteraths Schuss aus kurzer Distanz nur noch mit den Fingerspitzen ran _ 1:2.
Was folgte, war die beste Zeit der Gäste. Bis zur 70. Minute war Bergisch Gladbach dem Ausgleich nahe. "In der zweiten Halbzeit haben wir den Faden verloren", räumte der doppelte Vorlagengeber Sebastian Zinke ein. "Das war eine schwierige Phase. Da sind wir den Bällen nur hinterher gehechelt. Zum Glück hat uns Thomas dann erlöst", unterstrich Uwe Koschinat. Der Heilsbringer mit Nachnamen Kraus schoss nach 73 Minuten mit einem satten Schuss von der Strafraumgrenze aus das 3:1. Das Spiel war entschieden, nur für Schacht hatte das Schicksal bekanntlich noch einen Plan.