"Altes Eisen", diesen Begriff wird sich Oldie Heiko Bonan mit seinen 38 Jährchen ohne weiteres gefallen lassen müssen, allerdings kann er berechtigt jedem Chronisten einen Vogel zeigen, der ihn in Fortführung dieses Bildes als "rostig" bezeichnen würde. Intime Betrachter der Szene rund um die Hafenstraße ahnten es in der Winterpause, Bonan könnte aus der ersten Elf rutschen, nachdem Coach Jürgen Gelsdorf auf die Viererkette umstellte. Der ehemalige DDR-Nationalspieler schluckte es - zähneknirschend. Theater ist nicht das Ding des 122fachen Bundesligaakteurs. Allerdings ist es das Altenteil auch nicht. "Es ist einfach schön, wenn man von sich aus sagen kann: Jetzt ist Schicht. Ich fühle, dieser Moment ist noch nicht da." Keine gewagte Prognose: Es geht weiter für den ehemaligen Bochumer, so wie es aussieht beim Westfalen-Oberligisten FC Gütersloh. Grund genug, sich mit Bonan zu unterhalten.
Heiko Bonan, gibt es ein Comeback beim FC Gütersloh, wo Sie bereits in der Spielzeit 1996/97 in der Zweiten Bundesliga 28 Mal aufliefen? Ich habe mich mit den Verantwortlichen unterhalten, jeder kennt doch die Situation. Fest steht nur 100prozentig, dass ich den Fußball-Lehrer mache, ich will aber nebenbei noch ein bisschen spielen. Das letzte halbe Jahr bei RWE wird hoffentlich vorab mit dem Aufstieg enden, allerdings nicht mit Wahnsinns-Einsatzeiten für mich. Ich hatte mir schon einen anderes Ende meiner Karriere gewünscht.
Nachvollziehbar. Es kam ein wenig plötzlich. Im Endeffekt hat der Trainer alles richtig gemacht. Es gibt keine Einzelfragen, es gibt nur ein großes Mannschaftsschicksal, dementsprechend ordne ich mich auch unter. Allerdings war ich vorab in fast jedem Match 90 Minuten für RWE unterwegs, das tut jetzt natürlich weh. Ich hoffe,...
...und das klingt schon markant... ...dass es sich nicht ändert, das heißt dann nämlich: Wir steigen auf. Für mich persönlich ist das aber trotzdem nicht der tollste Abschluss. Gütersloh ist dementsprechend auf mich zugekommen, dort will man den Club wieder ein bisschen nach vorne bringen. Das würde sich mit meiner Ausbildung zum Fußball-Lehrer gut vereinbaren lassen.
Sie sagten einmal: Bevor der RevierSport mich herausschreibt, weil es nicht mehr mit anzusehen ist, hisse ich selbst die weiße Fahne. Noch kann ich mich gut zurück entsinnen, genau das musste bislang niemand schreiben. Es ist einfach schön, wenn man von sich aus sagen kann: Jetzt ist Schicht. Ich fühle, dieser Moment ist noch nicht da.
An der Oberliga Westfalen scheitert ein Bonan noch nicht! Das kommt an den bezahlten Fußball nicht annähernd heran. Regionalliga ist eine andere Klasse. Machen wir uns nichts vor, wir sind doch alles Vollprofis, wir haben den gleichen Aufwand wie ein Zweitligist. Oberliga ist aber reizvoll, dazu kommt, ich lebe seit acht Jahren in Gütersloh.
Sie werden gewissermaßen wieder echter Bürger der Stadt! Ich bin seit fünf Jahren mehr oder weniger außerhalb aktiv. Wenn ich jetzt noch die Chance habe, in Gütersloh noch ein Jahr zu spielen,...
...alles unter der Prämisse, der Deal klappt... ...dann habe ich auch die Möglichkeit, wieder in das dortige Leben rein zu kommen. So ist das bisherige Gedankenspiel. Einige werden sagen: Hoppla, der Bonan lebt tatsächlich noch hier, wir haben ihn nur fünf Jahre nicht gesehen.
Sie machen nicht umsonst den Fußball-Lehrer, das ist die Tür zum nächsten "Bonan-Leben" - korrekt? Richtig, ich bin ehrgeizig, habe wirklich etwas vor. Mir schwebt vor, vielleicht irgendwo einen Oberligisten übernehmen zu können. Noch interessanter wäre es, als "Co" ab Regionalliga arbeiten zu können, ideal für die Umstellung vom Spieler zum Trainer. Ein guter Lernprozess, man wird geleitet, kann sich einiges abschauen. Allerdings steht ab dem 12. Juni sowieso erst einmal der Trainerschein an.
Der Sie zum Pendeln zwischen Gütersloh und der Sporthochschule in Köln zwingt. Eine parallele aktive Saison in der Oberliga macht dann noch Sinn, ich kann beim FC vielleicht helfen, die Sache anzuschieben. Sponsoren könnten auf den Gedanken kommen: Wenn so einer bereit ist, noch ein Jahr für den Verein dran zu hängen, dann....
Und alles mit dem Aufstiegs-Abschied aus Essen - oder? Na klar, ich habe einen sehr guten Eindruck, die Truppe hat Selbstvertrauen. Jedem ist klar, wir sind überfällig. In diesem Jahr haben wir den Vorteil, auf unserer Bank sitzen Leute, die in jedem anderen Team dieser Klasse spielen würden. Die Qualität ist einfach da. Wenn wir die Auswärtsspiele in Münster und Chemnitz überstehen, dann gehen wir durch.og