Die SG Wattenscheid und der FC Schalke 04 wollen eigentlich gemeinsame Kooperations-Wege gehen. Doch die geplante Zusammenarbeit wird immer wieder durch voreiliges Vorpreschen, Fehl-Informationen und Falsch-Meldungen erschüttert.
So sorgte jetzt eine bundesweit herausgefeuerte Falsch-Meldung, wonach die "Königsblauen" sofort Geld in die finanziell nicht auf Rosen gebettete SG pumpen würden, für Hektik hinter den Kulissen. Wattenscheid reagierte gestern und verfasste eine Pressemitteilung, die als erstes an Schalke-Manager Rudi Assauer gesandt wurde. Gerd Abstins, Organisations-Chef der Wattenscheider, teilte in dem Schriftstück mit: "Offenbar hat sich ein übereifriger Kollege hier etwas zusammen gereimt und dann an die dpa gemeldet." Abstins ergänzte gegenüber RevierSport sichtlich erzürnt: "Wir machen uns durch solche Darstellungen doch total unglaubwürdig. So eine gute Geschichte, die sich momentan in der Planungsphase befindet, darf nicht zerredet werden."
SG-Fußball-Lehrer Hannes Bongartz wird in den nächsten Wochen gemeinsam mit Schalkes Nachwuchs-Chef Helmut Schulte weitere Eckpunkte der geplanten Kooperation herausarbeiten. "Die Willens-Bekundung ist bereits geschehen, jetzt müssen wir da weiter machen und abklopfen, welche Möglichkeiten bestehen. Momentan steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen. Es ist akribische Arbeit von zwei Fronten erforderlich", streicht Hannes Bongartz heraus und ergänzt: "Die Theorie ist sehr gut, wie das Ganze in der Praxis aussieht, muss man sehen."
Wattenscheids Trumpf bei der Zusammenarbeit mit Schalke 04 ist eindeutig die Lohrheide-Spielstätte. "Es ist eine Verpflichtung, dass Schalke ein Regionalliga-taugliches Stadion bauen muss. Genau das könnte im Rahmen der Zusammenarbeit entfallen", zeigt der ohne Gegenstimme im Amt bestätigte Präsident Dr. Rüdiger Knaup auf, dass eine Bündnis zwischen den ungleichen Nachbarn keineswegs einseitig verlaufen würde.
"Wir können es uns leisten, die Kosten für unsere Oberliga-, Frauen-, und Jugend-Mannschaft zu tragen. Schalke müsste die Kosten der Etat-Unterdeckung übernehmen. Wir können mit der Unterstützung unseren Anlauf auf die Zweite Liga fortsetzen und die Leute ausbilden, die mittelfristig für die Bundesliga interessant würden", umreißt Dr. Rüdiger Knaup. Schalkes Reserve, die übrigens keineswegs zurückgezogen werden soll, kann aufgrund der Regularien nicht höher als drittklassig spielen. Ein weiterer Punkt, der für Wattenscheid spricht. Schließlich wäre der Sprung für einen talentierten Zweitliga-Kicker in die nächsthöhere Etage nicht mehr ganz so riesig.
Bei der Jahreshaupt-Versammlung blieb die befürchtete Antipathie seitens der Mitglieder aus. Ein Vereins-Angehöriger sprach sich zwar vehement gegen eine Kooperation aus, der Großteil des Publikums war positiv eingestellt. "Einen FC Schalkscheid 49 wird es nicht geben. Genauso wenig wie eine Unterordnung, Auflösung oder einen Anschluss an Schalke", erklärte Dr. Knaup, "es gibt zwischen beiden Vereinen keinerlei Aversionen. Ich könnte mindestens einen Verein nennen, mit dem wir eine solche Kooperation nicht gemacht hätten."
Ergreifendster Moment in der hoch frequentierten, über zweistündigen Mitglieder-Zusammenkunft war der Amts-Abschied von Dr. Klaus Steilmann. "Es handelt sich um eine Zeitspanne von mehr als 40 Jahren, in der Klaus Steilmann Verantwortung übernommen hat. Das war ein Stück Lebensleistung", fand der neue Aufsichtsrats-Vorsitzende Dr. Wilhelm Beermann treffende Worte. "Die vielen Jahrzehnte haben mir viel bedeutet, ich werde das Interesse an der SG nicht verlieren", erklärte "KS", der in den vergangenen Jahren pro Spielzeit 2,2 Millionen Mark für seinen Herzens-Club zur Verfügung stellte. Dr. Knaup: "Man schämt sich fast, dafür nur Danke zu sagen."
Bei der SG, die zum Saisonende eine auf 100.000 Euro geschätzte Unterdeckung aufweisen wird, besteht das neue Präsidium aus Dr. Knaup sowie den Stellvertretern Peter Oelmann und Stefan Beermann. Dr. Wilhelm Beermann, Ex-Vereins-Chef Günther Ritter, Dieter Löwe, Jürgen Steinmann und der 38-jährige "Neuzugang" Guido Tann bilden das Aufsichtsrats-Gremium. Schlusswort von Dr. Wilhelm Beermann: "Der Blick in die Zukunft darf nicht depressiv ausfallen, sondern muss motiviert sein. Wir dürfen uns nicht auseinander dividieren lassen."