Der entscheidende Akteur bei den Gastgebern war ausgerechnet eine alter Bekannter. “Sercan Güvenisik hat das Spiel mit einer überragenden Leistung entschieden”, resümierte Uwe Erkenbrecher und fügte hinzu: “Wir hätten heute einen zwölften Mann beim DFB beantragen müssen, der ihn in Handschellen begleitet. So war er nicht aufzuhalten.” Der ehemalige Essener bereitete im ersten Durchgang die Führung durch Marvin Bakalorz (6.) vor und sorgte nach zwei vergebenen Chancen (14./20.) in der 38. Minute für den 2:0-Pausenstand.
Bis zu diesem Zeitpunkt bekamen die rund 1.500 mitgereisten Essener Fans von ihren Rot-Weissen herzlich wenig zu sehen. Bis auf zwei Versuche von Daniel Chitsulo (22.) und Mike Wunderlich (41.), bei denen Preußen-Schlussmann David Buchholz jedoch nicht eingreifen musste, ging in der Offensive überhaupt nichts. Entsprechend klare Worte fand Ralf Aussem: “In der ersten Halbzeit waren wir sehr schlecht. Wir haben gravierende Fehler in der Vorwärtsbewegung gemacht und nicht ins Spiel gefunden.”
Viel besser wurde es indes im zweiten Durchgang nicht. “Wir haben uns zwar mehr bemüht einen Treffer zu erzielen, aber zwingende Chancen zum Anschlusstreffer hatten wir nicht”, monierte Aussem. Bezeichnenderweise war es mit Jens Grembowietz, der eine Ecke auf das eigene Tor lenkte, ein Münsteraner, der sich für die beste Essener Chance verantwortlich zeigte (53.). Zuvor hatte Güvenisik schon die Möglichkeit für die Entscheidung zu sorgen, traf aber nur den Pfosten (48.). Dass seine Elf es versäumte frühzeitig alles klar zu machen, war der einzige Kritikpunkt, den Preußen-Coach Marc Fascher fand. “Wir waren sehr überlegen, aber haben es versäumt für Ruhe zu sorgen.”
Richtig spannend wurde es allerdings nicht mehr. Eine gute halbe Stunde plätscherte die Partie dahin. Die Bemühung war bei den Essenern zwar erkennbar, einzig das Gehäuse von David Buchholz geriet nie ernsthaft in Gefahr. “Wir sind einfach mangelhaft in Sachen Torgefährlichkeit”, bilanzierte Erkenbrecher, der der einzigen Spitze, Daniel Chitsulo, bescheinigte, “seine Sache gut gemacht” zu haben. Nichtsdestotrotz räumte er ein, dass “es durch den Stachnik-Ausfall an Durchsetzungskraft fehlte.“ In der Schlussphase drehten die Adlerträger dann noch mal auf und erhöhten durch Treffer von Mehmet Kara (83., Elfmeter nach Foul von Zinke an Güvenisik) und Julian Loose (88.) auf 4:0.
Damit hat RWE die Chance verpasst, für etwas Ruhe an der Hafenstraße zu sorgen. Ralf Aussem wollte die Personal- und Trainergeschichten der letzten Tagen jedoch nicht als Ausrede gelten lassen. "Das darf keine Rolle spielen. Wir haben alle einen Vertrag bis zum 30. Juni und müssen bis dahin alles für den Verein geben. Das vorzuschieben, wäre die billigste Entschuldigung”, stellte der 39-Jährige klar. Preußen Münster ist durch den Dreier in der Tabelle vorbeigezogen und liegt jetzt mit 44 Zählern auf Rang fünf.