Ehrlich und authentisch: So war der im Fußball-Ruhrgebiet populäre "Lewe" als Spieler. Im Mai 2012 nach einem 1:0-Sieg gegen Bergisch Gladbach - den Siegener Siegtreffer des heutigen Paderborner Profis Sven Michel hatte Lewejohann aufgelegt - gab der damals 28 Jahre alte Sportfreunde-Siegen-Stürmer ein unvergessliches Interview gegenüber "Siegen-TV".
Lewejohann ist mittlerweile Familienvater und Trainer des Oberligisten Hammer Spielvereinigung. Auch an der Seitenlinie ist der HSV-Coach für seine klare, ehrlich Meinung bekannt. Warum es den Spieler Lewejohann als Trainer aber nicht geben kann und wird, erklärt er im RevierSport-Interview.
Rene Lewejohann, das Video stammt von 2012. Wie kommt es dazu, dass es seit Donnerstag so einen Hype um das alte Video gibt? Ich war auch sehr überrascht. Das Ding ist ja schon sieben Jahre alt. Aber anscheinend sind die Interviews heute so monoton und auswendig gelernt, dass sich die Fans wieder solche Typen mit Meinungen wünschen. Aber das war eben die Zeit als Spieler. So war ich. Als Trainer bin ich ein anderer Typ.
Wie viele Reaktionen haben Sie auf das Video erhalten?
Über die sozialen Medien Instagram und Facebook habe ich sehr viel Feedback bekommen. Man sieht das ja an den Aufrufzahlen. Das ist schon mega. Seit Donnerstagabend steht mein Handy überhaupt nicht mehr still, Wahnsinn!
Waren die Reaktionen die gleichen wie vor sieben Jahren? Solche Interviews sind zweischneidig. Das kommt ja kurz nach dem Spiel immer aus der Emotion heraus. Der Eine findet es gut, der Andere schlecht. Da muss sich jeder seine eigene Meinung bilden. Ich habe als Spieler immer meine Meinung geradeaus kundgetan. Als Trainer muss man da vorsichtiger sein und die Worte überlegter wählen.
Was unterscheidet den damaligen Spieler Lewejohann vom heutigen Trainer Lewejohann?
Als Spieler tickt man anders. Man ist auf dem Platz, man will vorweg marschieren. Ich wollte immer vorangehen, wollte die Mannschaft mit meiner durchgeknallten Art mitziehen. Als Trainer ist man ruhiger, besonnener. Man hat eine Verantwortung gegenüber vielen Menschen: Der Mannschaft, dem Team um die Mannschaft herum, dem Verein und den Fans gegenüber.
Könnte ein Trainer Rene Lewejohann, wie er als Spieler war, heute überleben?
Das ist schwierig. Obwohl echte Trainer-Typen auch immer mehr vermisst und gefragt werden. Aber ich bin da kein Kritiker der sogenannten Laptop-Trainer. Denn letztendlich sind wir alles gelehrte Trainer - egal, ob man ein Ex-Profi ist oder nicht. Trainer lernen immer und bilden sich fort. Als Trainer ist es nicht vorstellbar, dass ich so ticke wie als Spieler. Das passt einfach nicht.
Haben Sie solche Spielertypen wie Lewejohann als Trainer in Ihren Mannschaften schon gehabt?
Auf jeden Fall. Vor allem beim FSV Duisburg und der Spielvereinigung Erkenschwick hat man Jungs dabei, die noch echte Straßenkicker. Das sind auch Spieler, die jede Mannschaft braucht.
Wie wichtig sind solche Typen für eine Mannschaft? Das sind die schwierigen Spieler, die auch einen besonderen Charakter haben. Da ist ein Trainer gefragt. Das sind die Spieler, die das Salz in der Suppe sind und die den Unterschied ausmachen. Menschlich sind das Jungs, die eine Mannschaft zusammenhalten und mitziehen können. Jeder Trainer sollte sich über solche Typen freuen. Aber: Man muss wissen, wie man mit diesen Spielertypen umgeht.
Muss man solche Jungs auch mal bremsen oder sie einfach machen lassen? Ja, sowohl als auch. Natürlich müssen sich solche Spieler an Vorgaben halten, sich ein- und unterordnen. Sie sind aber auch wichtig, wenn eine besondere Situation, ein besonderer Moment im Spiel benötigt wird. Da sind solche Typen, Straßenfußballer Gold wert. Aber man darf auch nicht zu viele von solch einer Spielertyp-Sorte in der Mannschaft haben. Wichtig ist, dass solche Spieler den Teamgedanken anerkennen und respektvoll mit allen umgehen.
Autor: Krystian Wozniak