Am Dienstagabend saß Florian Gerding noch in Manchester auf der Tribüne. Der Schalke-Fan hat sich das 0:7-Debakel der Königsblauen bei Manchester City im Ethiad Stadium angeschaut. Dort hat er gesehen, wie Cedric Teuchert in der 79. Minute eingewechselt wurde. Eine der letzten Amtshandlungen von Domenico Tedesco als Trainer des S04.
[article=414692]Nur fünf Tage später hat er beim 0:3 (0:2) seines TuS Ennepetal selbst gegen den U21-Nationalspieler gekickt.[/article] „Unfassbar“, strahlte der 27-Jährige über beide Ohren, als sich Teuchert mit ihm nach dem Abpfiff Arm in Arm für ein Foto aufstellte. „Ich habe seit vielen Jahren eine Dauerkarte in der Nordkurve, war auch am Samstag beim 0:1 gegen RB Leipzig da. Ich bin hier fast zuhause“, strahlte der rechte Verteidiger des TuS Ennepetal. „Das war etwas Besonderes gegen so einen Spieler auf dem Platz zu stehen. Man hat natürlich gemerkt, dass er in einer ganz anderen Liga spielt. Der Antritt, das Durchsetzungsvermögen, das war schon klasse.“
Dabei hatte Teuchert zunächst etwas sparsam geguckt, als sich ausgerechnet die Ennepetaler Nummer 4 mit ihm nach dem Spielende ablichten lassen wollte. Denn in der 62. Minute stockte zunächst Teuchert, dann umso mehr seinem Gegenspieler der Atem. Mit einer sauberen Grätsche rasierte Gerding seinen Gegenspieler an der Außenlinie. „Das macht man nicht“ regte sich Schalkes Trainer Torsten Fröhling auf. „In dem Moment habe ich gar nicht gesehen, dass es Cedric war. Ich wollte einfach nur den Ball spielen“, beschrieb Gerding die Szene nach dem Abpfiff. „Das war nicht extra gegen den Mann. Ich habe mich auch sofort bei ihm entschuldigt. Nachher habe ich mich dann voll erschrocken.“
Nicht auszudenken, wenn ausgerechnet der größte S04-Anhänger im Team von Alexander Thamm für eine erneute Verletzung Teucherts gesorgt hätte. „In dem Moment denkt man gar nicht an so etwas, aber gut, dass nichts passiert ist“, war Gerding, der für das Foul die Gelbe Karte gesehen hat, erleichtert.
Als Teuchert mitbekommen hat, dass Gerding sogar in Manchester war, lächelte er etwas gequält. „Hat ja bestimmt ordentlich Spaß gemacht“, meinte der Profi. Das schlechte Gewissen war ihm dabei anzusehen. Gerding war es in dem Moment egal. „Ich war schon immer Schalke-Fan“, erklärte er. „Als ich drei Jahre alt war, war ich zum ersten Mal im Parkstadion. Schalke ist eine Herzensangelegenheit für mich.“
Der Ennepetaler hofft, dass mit Huub Stevens nun endlich der Knoten platzt. Auch bei Cedric Teuchert. Beim nächsten Heimspiel wird er wie immer in der Nordkurve stehen und seine königsblauen Jungs anfeuern. Und dann bestimmt nochmal an seinen Zweikampf des Lebens denken.
Autor: Stefan Bunse