Manfred Wölpper ist ein alter Hase im Fußballgeschäft. Über 20 Jahre steht der MSV-Coach schon an der Seitenlinie und hat sich in seiner Funktion als Fußball-Lehrer einen Namen gemacht. Sein Fachgebiet: Junge Talente fördern und auf eine mögliche Zukunft als Profi vorzubereiten. Knapp fünf Jahre betreute der 57-Jährige die Nachwuchsarbeit des VfL Bochum, ehe er 2012 nach einem Engagement beim Goslarer SC, den er in Regionalliga führte, die Duisburger Talentschmiede übernahm. "Ich werde wahrscheinlich mehr Ausbilder als Trainer sein", sagte Wölpper bereits bei seinem Amtsantritt.
Das große Plus des "eingefleischten Ruhrpottlers" ist zweifelsohne seine Erfahrung, mit der Wölpper seinen Schützlingen wichtige Tipps mit auf den Weg geben kann. Sein großer Erfahrungsschatz hat dem Linienchef aber auch vor Augen geführt, wie schnelllebig der Fußball ist. Erst im Mai 2013 wurde Wölpper von seinen Aufgaben beim MSV freigestellt, um drei Monate später wieder auf den Trainerstuhl der jungen Zebras zurückzukehren. Schließlich folgten die jüngsten Diskussionen um einen Rückzug der U23 und für Wölpper das Bangen um seinen Job.
Wölpper: "Ein großes Geschenk"
Doch seit dem Spiel gegen den Wuppertaler SV dürften auf der Stirn von Wölpper ein paar Sorgenfalten weniger zu finden sein. Zwar ist die Zukunft des hauptberuflichen Trainers bei den Meiderichern noch nicht geklärt - mit der offiziellen Verkündung des MSV auch im nächsten Jahr eine U23 ins Rennen zu schicken, öffnet sich für Wölpper jedoch das Tor für eine Vertragsverlängerung. "Zum ersten Mal ist mir ein Ergebnis egal", sagte der Coach nach dem 1:1 gegen den WSV. "Wir haben vor dem Spiel die Nachricht erhalten, dass es mit der U23 weitergeht. Das war ein großes Geschenk und ich bin allen Beteiligten dankbar, die wie die Löwen dafür gekämpft haben. Ein Rückzug wäre aus meiner Sicht sehr schade gewesen, denn im Nachwuchs wird mit einem kleinen Budget super Arbeit geleistet."
Mit der klaren Positionierung für das Fortbestehen der Reserve verfolgt der MSV jedoch einen Weg, den viele Vereine für nicht profitabel genug halten. Prominente Beispiel wie den VfL Bochum oder Bayer Leverkusen gibt es genug. "Entscheidend ist nicht, ob die Mannschaft U20,5 oder U22 heißt. Wichtig ist nur, dass wir unseren Talenten weiter eine Perspektive geben. Dustin Bomheuer, Marcel Lenz und Mirko Boland sind die besten Beispiele dafür, wie wichtig es ist, diese Mannschaft zu haben", erklärte der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums, Uwe Schubert, den Weg gegen den Trend.
Die neu gewonnene Sicherheit über ein weiteres Jahr Oberliga-Fußball in Duisburg machte sich beim Team um Kapitän Maik Goralski bereits in der ersten Hälfte gegen den WSV bemerkbar. "Es war zu spüren, dass wir nach dieser Entscheidung einen Schub bekommen haben", sagte Georgios Mantatzidis, der in der 21. Minute den Führungstreffer besorgt hatte. Schlussmann Marcel Lenz hob nach dem Abpfiff die Bedeutung der Entscheidung für den Profikader der Duisburger hervor. "Aus der Sicht des Vereins ist das der richtige Weg und ich bin eigentlich das beste Beispiel dafür. Für die Jungs von oben ist es wichtig, bei der Reserve Spielpraxis sammeln zu können, so wie ich in der gesamten Hinrunde", befand der 23-Jährige. Schließlich ist er wegen der U23-Regelung ein Nutznießer des Unterbaus und wird von Trainer Gino Lettieri regelmäßig zu Wölpper geschickt, um weiter im Spielrhythmus zu bleiben.
Schubert will schnell Klarheit schaffen
Klar ist aber auch: Auf die Verantwortlichen des MSV wartet in den kommenden Tagen viel Arbeit, um schnell eine Mannschaft für die neue Saison präsentieren zu können. "Ich werde jetzt mit den Spielern und dem Trainer Gespräche führen und bis nächste Woche Klarheit schaffen", kündigt Schubert an. Dann wird auch Wölpper wissen, ob er in der nächsten Saison wieder seiner Kernkompetenz, dem Schleifen von jungen Talenten, beim MSV nachgehen darf.