Bereitwillig gab Goran Barjaktarevic unlängts Auskunft und sprach über sein erstes Halbjahr in der Lippestadt, eine knappe halbe Stunde lang. Es gibt schließlich genug zu bereden – obwohl die „Rothosen“ in rein sportlicher Hinsicht als Tabellenzehnter absolutes Mittelmaß darstellen.
Genau da liegt der Hase aber im Pfeffer. „In der Stadt haben die Leute hohe Ansprüche. Wenn du die nicht erfüllst, dann nehmen dich die Leute auseinander.“ Der Fußballlehrer, der im Sommer aus Braunschweig kam, wollte selbst aber eben nicht alles auseinander nehmen: „Ich versuche, mit den Leuten, die vorhanden sind, das Optimum herauszuholen.“
So blieb es im Sommer bei einem überschaubaren Umbruch im Kader und auch im Winter scheint es noch verhältnismäßig ruhig zuzugehen. Bisher wurden lediglich [url]Albert Alex[/url] (zuletzt vereinslos) für die Abwehr und Mittelfeldmann [url]Marko Martinovic[/url] (vom SC Verl) als Wintertransfers präsentiert. Außerdem gibt es noch zwei „interne“ Zugänge. Thanh-Tan Tran kam nach seinem überstandenen Wadenbeinbruch nur zu zwei Einsätzen mit insgesamt 79 Spielminuten, noch keine Minute stand in dieser Saison Michael Kaminski (Achillessehnenriss) auf dem Platz – wenn man von den Einheiten seit dem Trainingsauftakt am 6. Januar absieht.
Vor allem mit der Rückkehr des Linksverteidigers dürfte der Trainer große Hoffnungen verbinden. „Wir haben 33 Gegentore kassiert, das ist die viertschlechteste Abwehrbilanz der Liga“, ärgert sich Barjaktarevic über den „peinlichen“ Wert.
Wobei der 44-Jährige das Problem nicht unbedingt nur bei den Spielern in der Viererkette sieht: „Wir hatten wahnsinnig viele Fehlpässe im Spielaufbau. Der Ball ist weg, wir sind offen und bumms – fangen wir ein Gegentor.“ Das abzustellen, scheint fast gar nicht so extrem schwer – vor allem wenn man bedenkt, was der gebürtige Jugoslawe ansonsten noch so alles zu beackern hat.
„Chronische Überschätzung und Schaumschlägerei“
Das erste Drittel der Hinrunde habe er allein gebraucht, um seinen Spielern einzuimpfen, dass es auch im Hammer Osten die Primärtugenden sind, mit denen eine Fußballmannschaft zum Erfolg kommt. „Wir müssen uns auf unsere Hausaufgaben besinnen“, fordert Barjaktarevic Einsatz und Laufbereitschaft. „Als ich nach Hamm gekommen bin, hatte ich den Eindruck, dass es den Spielern peinlich ist, dass sie in der Oberliga spielen. Mir war das Auftreten zu cool, als wäre es schon etwas blamabel, hier in der Oberliga spielen zu müssen.“
Überhaupt hat der Neu-Hammer mit dem Umfeld des Traditionsklubs so seine Schwierigkeiten. „Eine chronische Überschätzung“, hat er bei vielen Kritikern ausgemacht. Dabei sei aber vieles „Schaumschlägerei“ und eben „nicht auf die Sache bezogen.“ Bisweilen hat Barjaktarevic das Gefühl, der Verein sei in der Heimatstadt „total unbeliebt.“
Beim Hallenturnier in Heessen sei dem vermeintlichen Aushängeschild der Stadt eine regelrecht feindselige Stimmung entgegen geschlagen. „Ich frage mich natürlich: Warum ist das so“, rätselt der Trainerfuchs. „Hamm hat um die 180.000 Einwohner, ist aber eigentlich ein Dorf. Jeder kennt hier jeden. Es scheint hier irgendwelche Altlasten zu geben, die dazu geführt haben, dass wir vom Image total platt sind. Ich bin ja völlig unbeleckt gewesen, als ich hierhin gekommen bin, aber das ist offenbar eine riesige Baustelle.“