Am vergangenen Donnerstagabend hatte die Vereinsführung Jörg Silberbach seine Entlassung offenbart und sich umgehend bei Bruch erkundigt, ob er nicht übernehmen wolle. Dem ging das aber ein bisschen zu schnell – schließlich war Silberbach nicht nur sein „Vorgesetzter“ als Chefcoach beim SCW, sondern ist auch Kolllege bei der Bochumer Polizei und ein guter Freund. „Aber wenn ich es nicht mache, macht es jemand anders“, wurde Bruch schließlich klar, er sagte also zu.
Unter der Bedingung, dass gegen Sprockhövel der bisherige A-Jugendtrainer Pietro Perrone den Hut aufhat. „Sprockhövel hätte ich nicht gemacht“, berichtet Bruch, schließlich wäre es dann auch noch ausgerechnet gegen einen Ex-Klub Silberbachs gegangen. Wie auch immer – das Spiel fiel aus, erste Begegnung mit Bruch als Linienchef war das Westfalenpokalmatch beim TSV Marl-Hüls, das der SCW mit 1:2 knapp verlor (RS berichtete).
"Du kannst ja nicht einfach zur Tagesordnung übergehen"
Die ganze Situation rund um den Trainerwechsel war also für alle Seiten nicht so einfach, deshalb war Bruch der Mannschaft beim ersten gemeinsamen Training am Montag auch noch eine kleine Erklärung schuldig. „Du kannst ja nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. Gerade die älteren Spieler hinterfragen solche Entscheidungen ja auch.“
Nun geht der Blick aber nach vorn. Die große Frage lautet: Wie will der neue Mann das Ruder herumreißen und die Westfalia wieder in ruhiges Fahrwasser bekommen? „Das Wundermittel gibt es nicht“, weiß Bruch, „zu allererst müssen wir jetzt Ruhe hereinbekommen und die Nebenschauplätze ausblenden.“
"Ich will einen Entwicklungsprozess sehen"
Sukzessive will der 52-Jährige dann einen erfolgreichen Mittelweg finden: Mit den – gleichwohl begrenzten – spielerischen Mitteln Offensivfußball durchsetzen, ohne dabei die Ergebnisse außer acht zu lassen. „Ich habe immer nach vorne spielen lassen und will auch in Herne einen Entwicklungsprozess sehen. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen, aber solange müssen wir über die Gemeinschaft kommen. Ich sträube mich aber gegen eine Spielweise, die nur lange Bälle aus der Abwehr zu bieten hat.“
Trotzdem müssen natürlich ganz schnell Erfolgserlebnisse her, sonst geht das Theater von vorne los. Bruch, der anfangs nur bis zur Winterpause zusagen wollte, sich mit dem Vorstand aber auf einen Vertrag bis zum 30. Juni 2014 einigte, kennt schließlich die Spielregeln: „Ich bin der nächste, der den Kopf hinhalten muss, wenn es nicht bergauf geht. Ich will wenigstens die nächsten vier Spiele in Ruhe arbeiten, dann kann man weitersehen.“
Für den Fall, dass der ehemalige Hevener in absehbahrer Zeit keine Trendwende herbeiführen kann, hat er selbst schon eine Idee parat: „Als Jörg jetzt entlassen wurde, hat es ja etliche Bewerbungen für seinen Posten gegeben. Ich habe Uli Reimann (Sportlicher Leiter beim SCW, Anm. d. Red.) gesagt, er solle die mal alle schön aufbewahren und die Kandidaten im Winter gegebenenfalls fragen, ob sie dann immer noch so scharf auf den Job sind“, zwinkert Bruch.
