Startseite » Fußball » Kreisliga C

Kreisliga Essen
Menschenjagd: Fatihspor-Team rastet aus

(8) Kommentare
Polizeieinsatz, Wuppertaler SV, VfB Homberg, Saison 2014/15, Polizeieinsatz, Wuppertaler SV, VfB Homberg, Saison 2014/15
Polizeieinsatz, Wuppertaler SV, VfB Homberg, Saison 2014/15, Polizeieinsatz, Wuppertaler SV, VfB Homberg, Saison 2014/15
Holstein Kiel
Holstein Kiel Logo
15:30
VfL Bochum Logo
VfL Bochum
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | Hilfe unter www.buwei.de | -w-

Im Essener Amateurfußball hat sich am Sonntag ein brutaler Gewaltexzess ereignet. Erneut eskalierte ein Kreisliga-Spiel. Die Polizei rückte mit sechs Streifenwagen an.

Weniger als drei Minuten waren nach einem Notruf vergangen, als sechs Streifenwagen mit Blaulicht auf der Sportanlage Seumannstraße im Essener Norden eintrafen. Die Beamten hatten es eilig. In Begleitung von Hunden eilten sie zum Tatort. Ein kleiner Aschenplatz, nur wenige Meter von der Sportanlage entfernt, auf der die Jugendmannschaften von Rot-Weiss Essen ihre Spiele austragen.

An diesem Sonntag wurde die Polizei zu einem Spiel der Kreisliga C um Hilfe gerufen. Die zweite Mannschaft von Atletico Essen traf auf die dritte Mannschaft von Fatihspor Essen. Der Tabellenletzte empfing den Tabellenvorletzten in der tiefsten Spielklasse. Die sportlichen Ambitionen hielten sich in diesem Spiel in Grenzen. "Für meine Mannschaft steht der Spaß im Vordergrund", betont Atletico-Trainer Sebastian Taube. Der Spaß dürfte seinem Team nach diesem Spiel vergangen sein.

So etwas wie am Sonntag habe ich in meinem Fußballer-Leben noch nicht erlebt. Diese Gewalt war einfach unfassbar

Sebastian Taube, Trainer Atletico Essen

Was war passiert? 90 Minuten lang sahen die rund 20 Zuschauer ein unterhaltsames Fußballspiel. Fatihspor, ein Verein mit türkischem Migrationshintergrund, gelang nach einem 1:4-Rückstand der 4:4-Ausgleich. Doch kurz vor dem Ende brannten den Spielern der Gäste aus heiterem Himmel die Sicherungen durch. Schiedsrichter Ömür Adam zeigte einem Fatihspor-Spiel in der Schlussphase die Rote Karte und brachte seine Landsleute damit gegen sich auf. Mehrere Akteure stürmten gewaltbereit auf den jungen Unparteiischen zu und wollten diesen körperlich attackieren. Nur dank der Hilfe einiger Atletico-Spieler gelang ihm die Flucht in die Kabine.

Die Zivilcourage wurden den Fußballern der Hausherren zum Verhängnis. Die Fatihspor-Gewalttäter schlugen brutal auf ihre Gegner ein. Ein Atletico-Akteur wurde am Boden liegend von mehreren Angreifern getreten. Der Spieler musste anschließend ins Krankenhaus gebracht werden. Die Untersuchungen ergaben eine Gehirnerschütterung und mehrere Prellungen. "Er hatte Glück im Unglück. Das hätte ganz böse ausgehen können", sagte sein Trainer. Zugleich bestätigt er den Bericht auf "Fußballszene Essen", das von Ingo Jankowski geführte Online-Portal (www.amateurfussball-essen.de).

Gewalt in der Kreisliga C: Jagd auf Schiedsrichter in Essen | WAZ.de - Lesen Sie mehr auf: derwesten.de/staedte/essen/gewalt-in-der-kreisliga-c-jagd-auf-schiedsrichter-in-essen-id12338176.html#plx1441800034


Erst nach dem zügigen Eintreffen der Polizei konnte die Situation unter Kontrolle gebracht werden. Der Schiedsrichter wurde unter dem Schutz der Beamten von der Anlage gebracht. Die Polizei nahm die Personalien der Schläger auf. Auf die Gewalttäter kommen nun mehrere Anzeigen zu. Für Atletico-Trainer Taube ist das aber nur ein schwacher Trost: "So etwas wie am Sonntag habe ich in meinem Fußballer-Leben noch nicht erlebt. Diese Gewalt war einfach unfassbar. Fast die gesamte Mannschaft von Fatihspor war daran beteiligt. Der Schiedsrichter konnte nur mit Glück entkommen. Auf meine Spieler wurde brutal eingeschlagen. Diese Typen haben sich in Boxer-Stellung vor uns aufgebaut. Einige von uns hat es übel erwischt. Wir mussten ein fünfjähriges Kind beruhigen, das Angst um seinen Vater hatte", schildert Taube die schockierenden Szenen an der Seumannstraße.

Fatihspor meldet die Mannschaft ab

Der Verein Fatihspor Essen zog noch am gleichen Tag entsprechende Konsequenzen und kündigte auf seiner Facebook-Seite an, die Mannschaft mit sofortiger Wirkung vom Spielbetrieb abzumelden. "Das ist schade und beschämend. Wir werden die dritte Mannschaft sofort abmelden und diejenigen, die an dieser Schweinerei beteiligt waren, sofort aus dem Verein schmeißen", wird der erste Vorsitzende des Vereins zitiert.

Im Fußballkreis 13 wird jedoch vor falschem Aktionismus gewarnt. Gruppenleiter Frank Westerbeck, als Lotse des Kreises auch für den Bereich Gewaltprävention verantwortlich, erklärt gegenüber RevierSport: "Der Verein kann die Mannschaft abmelden, sollte die Spieler aber nicht vor der Spruchkammer-Verhandlung rauswerfen. Den nur dann können die Täter auch vom Sportgericht verurteilt werden. Andernfalls müssen die Pässe zur Spruchkammer geschickt werden. Sollten sich die Spieler dann bei einem neuen Verein anmelden, können entsprechende Maßnahmen ergriffen werden."

Sollte der Verein dem Rat Westerbecks Folge leisten, drohen den Schlägern harte Strafen. In den vergangenen Jahren hat die Spruchkammer des Kreises 13 bereits lebenslange Sperren gegen Gewalttäter ausgesprochen. Welche Sanktionen auf den Klub und die Spieler zukommen, kann Westerbeck zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. "Der Verein Fatihspor ist vor wenigen Wochen schon mit seiner ersten Mannschaft auffällig geworden. Genaueres können wir noch nicht sagen. Wir müssen erst den Spielbericht abwarten. Fakt ist, dass wir den Fall ganz genau untersuchen werden."

Deine Reaktion zum Thema
Dieses Thema im Forum diskutieren » (8 Kommentare)
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel