Inmitten der sportlichen Umwälzungen heuerte Ekrem Kilic als sportlicher Leiter im Duisburger Norden an. RevierSport sprach mit dem Funktionär über sein Konzept, die überraschende Entlassung von Ex-Coach Rauf Alkurt und über das Ziel für die laufende Saison.
RevierSport: Hallo Herr Kilic. Sie sind vor der Saison zur Hertha gekommen. Sehen sie bereits erste Ergebnisse Ihrer Arbeit?
Kilic: Die gibt es durchaus. So habe ich dem ehemaligen Coach vor der laufenden Runde vier seiner fünf Wunschspieler besorgt. Zudem habe ich fünf weitere Akteure zur Hertha holen können. Dass es bislang sehr gut läuft, zeigen ja auch die Ergebnisse. Immerhin sind wir Tabellenführer.
Alle zehn Neuen spielen nun bald unter einem neuen Coach. Das eine Mannschaft die Tabellenführer ist, ihren Coach absetzt ist ungewöhnlich, oder?
Bedingt durch die Laufbahn seines Sohnes arbeitete Kilic in mehreren Jugendmannschaften als Betreuer beim MSV Duisburg. Nach zwölf Jahren wechselte der Familienvater das Ressort. Seit dem 30. August ist Kilic als sportlicher Leiter beim Duisburger A-Ligisten Hertha Hamborn tätig.
Auf den ersten Blick schon. Kennt man aber die Hintergründe, war die ganze Entscheidung nur logisch.
Klären Sie uns auf.
Während der Vorbereitung habe ich das Training mit der Mannschaft gemacht. Dabei habe ich bei jedem Spieler einzelne Dinge notiert. So habe ich zum Beispiel erfasst, wer wie oft beim Training war. Am Ende der Vorbereitung habe ich auf der Basis dieser Daten einen Notenspiegel erstellt. Einige Akteure haben sich echt den Arsch aufgerissen, andere nicht. Herr Alkurt kannte meine Beobachtungen, hat aber dennoch meist darauf verzichtet, die Spieler aufzustellen, die es sich eigentlich verdient gehabt hätten.
Und das kam in der Mannschaft nicht so gut an. Dennoch hat der Erfolg dem Trainer doch eigentlich recht gegeben, oder?
Der Erfolg war da. Dennoch hat es in der Mannschaft rumort. Die Spieler haben sich teilweise ungerecht behandelt gefühlt. Aus meiner Zeit beim MSV Duisburg habe ich klare Prinzipien übernommen. Herr Alkurt hat einige dieser Prinzipien nicht eingehalten. So hat er sich teilweise selbst eingewechselt obwohl wir einen Kader von 24 Mann haben. Der Vorstand und ich haben des Öfteren mit ihm gesprochen und haben ihm versucht zu erklären, dass wir einige Missstände beobachten. Leider haben diese Gespräche nichts bewirkt.
Wie hat die Mannschaft auf die Entscheidung reagiert?
Einige Spieler waren geknickt, andere haben die Entscheidung begrüßt. Letztendlich wissen aber alle, dass es hier vor allem um den Erfolg von Hertha Hamborn geht. Die Jungs wissen, dass ich nicht hier bin um mich selbst groß raus zubringen, sondern um den Klub wieder nach vorne zu bringen.
Wie weit sind Sie mit der Trainersuche?
Ich hoffe, dass wir in ein bis zwei Wochen Vollzug vermelden können. Momentan spreche ich mit mehreren deutschen Trainern. Wirklich fix ist aber noch nichts.
Warum soll es ein deutscher Trainer sein?
Es muss nicht unbedingt ein deutscher Trainer sein. Es würde mich aber freuen. Letztendlich ist es mir egal woher ein Trainer oder Spieler kommt. Bei der Hertha können alle Nationalitäten kicken. Jeder ist willkommen. Das Gerücht, ich möchte aus der Mannschaft unbedingt ein rein türkisches Team machen, ist totaler Unsinn.
Aus Ihrer Zeit bei den "Zebras" haben Sie einige Prinzipien übernommen. Was ist Ihnen besonders wichtig?
Ganz einfach: Ehrgeiz, Disziplin und Teamgeist. Wenn jemand dreißig Minuten zu spät zur Mannschaftsbesprechung kommt, sitzt er auf der Bank. Genauso verhält es sich, wenn unüberlegte Handlungen auf dem Feld begangen werden. Kloppereien wird es mit mir nicht geben. Beherzigen die Akteure diese Eigenschaften kommt der Spaß und die Freude am Fußball von ganz alleine. Und dann stimmen auch die Ergebnisse.