Am vergangenen Donnerstag ließ Wolfgang Gräfen die Bombe platzen. Gegenüber RevierSport erklärte der erfahrene Linienchef, dass er sein Amt beim A-Kreisligisten Al-Arz Libanon mit sofortiger Wirkung niedergelegt hatte. Die Gründe für den Rücktritt waren sonderbar. Weil seine Mannschaft es vorgezogen habe, in der Halle statt wie vereinbart im Freien auf dem Platz zu trainieren, sah er sich gezwungen, die Zusammenarbeit nach nur einem Jahr zu beenden. "Ich habe schon vieles in meiner Laufbahn erlebt, aber so etwas ganz sicher nicht", sagte der langjährige Trainer des Bezirksligisten SuS Haarzopf, der in den letzten Jahren mehrere unerfreuliche Trainerstationen hinter sich gebracht hat. Unter anderem war er nach seinem Aus (im März 2010) nach zwölf Jahren in Haarzopf für SuS 21 Oberhausen, Vogelheimer SV, TuRa 86, TuS Helene, TuS 84/10 und zuletzt Al-Arz Libanon tätig.
Nur fünf Tage nach seinem Aus bei Al-Arz wurde Gräfen am Dienstagabend vom Ligarivalen SC Türkiyemspor als neuer Trainer präsentiert. Den starken Aufsteiger soll er gemeinsam mit Mike Fuchs leiten, der das Amt zum Jahreswechsel vom überraschend entlassenen Selcuk Günes übernommen hatte.
Gräfens Wechsel zum SC Türkiyemspor hat einen faden Beigeschmack. Er wirft die Frage auf, ob seine öffentliche Schelte gegen das Al-Arz-Team inszeniert war, um seinen Abgang voranzutreiben. Genau das vermutet nun nämlich sein Ex-Verein: "Wir haben bereits als Vorstand von Al-Arz Libanon Essen in der Rücktrittswoche Gerüchte über den Trainer gehört, dass er in der Vorwoche zu Gesprächen auf der Trainingsanlage des SC Türkiyemspor gewesen sein soll. Mittlerweile haben unterschiedliche Spieler, die wir namentlich nicht benennen werden, des Vereins Türkiyemspor Essen dies uns auch bestätigt", heißt es von Seiten des Vereins.
Gegen diese Vorwürfe wehrt sich Gräfen vehement: "Das ist einfach nur gelogen. Ich habe vor 14 Tagen einen Anruf vom SC Türkiyemspor erhalten und war perplex. Man sagte mir, dass ich doch kein Trainer mehr bei Al-Arz sei und man an mir interessiert sei. Ich habe geantwortet, dass das nicht den Tatsachen entspricht und ich immer noch für die erste Mannschaft von Al-Arz Libanon verantwortlich bin. So endete dieses Gespräch. Am Sonntag erhielt ich dann erneut einen Anruf des SC Türkiyemspor. Wir haben uns am Montagabend getroffen und auf eine Zusammenarbeit geeinigt. So ist das Ganze verlaufen - nicht anders!"
Wer behauptet, dass der 54-Jährige in den letzten Jahren die Vereine nur wegen des Geldes wechselte, liegt laut Gräfen falsch: "Ich habe für das erste Halbjahr bei Al-Arz gar nichts erhalten. Danach hat mir der Verein einen kleinen Obulus für den Klassenerhalt gezahlt. Und seit dem Sommer habe ich dann eine minimale Aufwandsentschädigung erhalten. Ich mache den Trainerjob, weil ich den Fußball liebe. Nicht des Geldes wegen."