Wer sich den Aufstellungsbogen von Bochums B-Junioren ansieht, gerät ins Grübeln: Ernst im Tor und Kree im Mittelfeld? Dahinter stecken natürlich nicht die VfL-Urgesteine Thomas Ernst und Martin Kree, sondern deren Söhne Tjark und Henry. Die beiden gehören zu den Leistungsträgern der U17. Von den großen Fußstapfen ihrer Väter wollen sie sich nicht einschüchtern lassen, sondern ihre eigenen Abdrücke hinterlassen.
„Ich liebe Fußball so sehr, dass ich nicht sagen könnte, dass ich jetzt im Rennwagen sitzen würde, wenn mein Vater Rennsportler gewesen wäre“, sagt Kree, der seit der U13 in Bochum spielt. Vorher versuchte er es beim BVB. „Zum Glück bin ich dann nach Bochum gewechselt. Auch vorher habe ich den Verein immer verfolgt, mein Herz ist voll beim VfL“, sagt er. Wenn er nicht selbst parallel spielt, ist er bei jedem Zweitliga-Heimspiel im Publikum, sogar auswärts fährt er öfters mit.
Der 16-Jährige ist ein wandelndes Fußball-Lexikon und kennt sich vor allem in Sachen VfL Bochum bestens aus. Dank der Videokassetten seines Vaters Martin hat er sogar Spiele, wie das DFB-Pokalfinale 1988 gegen Eintracht Frankfurt, gesehen. In Sachen Fußball ist der Vater der erste Ansprechpartner. „Ich schätze seine Meinung sehr und nehme mir auch Tipps von ihm an. Er hat die Champions League gewonnen - wen könnte ich besser fragen als ihn?“, sagt Kree.
Auch Tjark Ernst hat viel von seinem Vater Thomas gelernt, nach jedem Spiel wird der Auftritt gemeinsam reflektiert. Die ganze Familie ist Fußballbegeistert, die Mutter und die Tante waren ebenfalls erfolgreich. Kein Wunder, dass sein erstes Wort „Ball“ war. „Es stand für mich schon immer fest, dass ich Fußballer werden will. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich damals bei den Spielen von meinem Vater nachher auf dem Platz stand und gekickt habe, mit einem Trikot, das bis zu den Beinen ging“, sagt der 15-Jährige. So wurde das Feuer früh geweckt. Bereits seit der U9 spielt er für den VfL, der schon damals groß gewachsene Ernst hatte sich bei Arminia Bochum empfohlen.
Seitdem hat der Manuel Neuer-Fan alle Jugendteams im Talentwerk durchlaufen, was nicht vielen Spielern gelingt. Wie sein Vater hat er immer im Tor gespielt. „Ich bin nicht der Typ, der auf dem Feld viel rennt. Im Tor kann ich dem Team auch mal das Ergebnis retten“, sagt der 1,92 Meter große Ernst, der sich von der Laufbahn seines Vaters nicht beeinflussen lassen will: „Ich habe mich nie unter Druck gesetzt und bekomme auch von meinen Eltern keinen Druck gemacht. Sie unterstützen mich einfach.“
Viel Zeit für Hobbys bleibt nicht Dabei ist es manchmal gar nicht so einfach, den Sport und die schulischen Verpflichtungen unter einen Hut zu bekommen. Nach dem Unterricht geht es meistens direkt zum Training. Kree besucht die elfte Klasse auf einem Gymnasium in Dortmund, Ernst die zehnte Klasse der Annette-von-Droste-Hülshoff-Schule in Bochum. „Weil ich auf einer Kooperationsschule des VfL bin, kann ich zum Glück manchmal frei bekommen und die Aufgaben privat nachholen“, erzählt Ernst.
Viel Zeit für Hobbys bleibt nicht. „Meine Freundin nimmt in meinem Leben viel Platz ein, ansonsten ist nicht viel Zeit für andere Dinge außer Schlafen und Essen. Manchmal sehe ich meinen Trainer David Siebers häufiger als meine Familie“, sagt Kree, der noch eine kleine Schwester (12) hat: „Wenige verstehen, wie man so viel Zeit in Fußball investieren kann. Vor allem, weil die Chance nicht groß ist, dass man es bis zum Profi schafft. Und ich weiß, dass ich im Grunde genommen noch nichts erreicht habe. Aber das Team ist meine zweite Familie, und ich liebe den Sport.“
Das kann auch Ernst, der neben dem Fußball noch eine Leidenschaft für Formel 1 und Kartfahren hat, unterschreiben: „Ich habe von klein auf davon geträumt, irgendwann Profi zu sein. Ich bin nahe dran an meinem Ziel, aber es ist trotzdem noch ein weiter Weg. Ich denke immer Schritt für Schritt.“ Der nächste Schritt ist für beide nun erst einmal die Rückrunde mit der U17 des VfL, die am 17. Februar wieder beginnt.
Autor: Felix Kannengießer