Eine dem üblichen Muff einer Eckkneipe, in der höchstens im Hinterzimmer die Kugel gestoßen wird, ganz und gar nicht entsprechende, moderne Gaststätte.
Viele namhafte Spitzenspieler trugen die Weste des Renommiervereins, unter Ihnen die Billardweltmeister Laurent Boulanger (Belgien), Fonsi Grethen (Luxemburg), Nobuaki Kobayashi (Japan) und der gebürtige Kölner Christian Rudolph. Dennoch wissen natürlich nur die wenigsten Insider, dass hier Spitzensport betrieben wird. Billard ist in der Spielform Snooker inzwischen eine Erfolgsgeschichte und Pool ein beliebtes Freizeitvergnügen. Aber Dreiband, das französische Karambol, ist eine Angelegenheit für echte Spezialisten.
Martin Horn ist einer von ihnen. Das Horster Eigengewächs ist Deutschlands Nummer eins im Dreiband und steht auf der Weltrangliste auf Platz sieben. „Natürlich ist Martin unser absoluter Spitzenspieler. Wir waren überaus froh, als er im Jahre 2006 zu uns zurückkehrte“, berichtet Hans-Werner Bechert, der Manager des Vereins.
Horn war für einige Jahre zum Gelsenkirchener Nachbarn BC Feldmark abgewandert, der bis zu seiner Insolvenz im vergangenen Sommer eine Deutsche Meisterschaft nach der anderen abräumte. Neun nationale Titel haben auch die Billardfreunde vom Horster Eck in ihrer Geschichte gesammelt, dazu kamen noch einmal neun Pokalsiege. Auf dem Gipfel ihres Erfolges stand der Verein aber in den 90er Jahren, als man dreimal (1994, 1996 und 1997) den Europacup nach Essen holte.
In der laufenden Dreiband-Bundesliga rangieren die Horster momentan auf Platz zwei. Ob es wieder zur Deutschen Meisterschaft reichen wird, hängt von einem wesentlichen Faktor ab. „Martin Horn“, nickt Bechert. „Er kann nicht an jedem Bundesliga-Wettkampf teilnehmen, da er als Profi in der stärksten Dreiband-Liga der Welt, der niederländischen Ehrendivision, sein Geld verdient. Dort spielt die gesamte europäische Dreiband-Elite, zum Beispiel der Weltranglisten-Erste Dick Jaspers aus Holland und der Belgier Frederic Caudron. Das hat Priorität, wenn sich die Termine nicht überschneiden, spielt er aber für uns.“
Neben Horn schwingen der mit dem Bremer Fußball-Nationalspieler nicht verwandte Thorsten Frings, Frank Ewersmann, Wesley de Jaeger und Frank Dömer für die erste Mannschaft den Queue. Klar steht auch im Essener Osten der Spitzensport im Vordergrund, um den Standort Horster Eck aufzuwerten. Der Klub fördert allerdings im gleichen Maße den Breitensport. Von der Dreiband-Bundes- bis zur Bezirksliga stehen sieben Mannschaften am Billardtisch.
„Allerdings haben wir durchaus ein Nachwuchsproblem, denn viele junge Menschen spielen zwar in ihrer Freizeit gerne Billard, aber eben Pool. Sie gehen nicht in den Verein, um ihre Technik zu verbessern, indem sie Dreiband erlernen“, betont Bechert.
Der 63-Jährige ist umtriebig genug, um an diesem Zustand etwas ändern zu wollen. Bechert: „Was der Uli Hoeneß im großen macht, mache ich im kleinen!“
Im Netz: www.horster-eck.com. Weitere Infos: www.markus-doemer.de.