Ohne David Beckham aber mit Einführung klarer Regeln und knallharter Disziplin möchte der Trainer das Fußball-Mutterland zurück in die Erfolgsspur führen. Ein Sieg gegen EM-Co-Gastgeber Schweiz in London soll den Anfang machen.
Capello redet seine Spieler nur mit dem Nachnamen an, lässt sie bis kurz vor dem Beginn der Partie über die Aufstellung im Unklaren und setzt beim Teambuilding auf Kommunikation statt Spielkonsole. Derartige Maßnahmen haben dem Coach in seiner Karriere als Vereinstrainer nicht nur neun nationale Meistertitel und den Gewinn der Champions League eingebracht, sondern auch schon jetzt den Respekt der hochbezahlten englischen Profis. "Ich würde zwar nicht sagen, dass man die Spieler einschüchtern muss. Aber der Trainer sollte schon allen klar machen, wer der Boss ist. Fabio Capello ist ein Winnertyp mit einer ganz besonderen Aura", sagt Mittelfeldstar Steven Gerrard: "Es geht nicht darum, möglichst viel Spaß außerhalb des Platzes zu haben. Es geht um Ernsthaftigkeit und darum, gute Ergebnisse im Nationaltrikot zu erzielen." Der Liverpooler wurde vom neuen Teammanager für das Duell gegen die Eidgenossen für den verletzt fehlenden John Terry zum Kapitän bestimmt. Capellos Strenge macht auch vor großen Namen nicht halt.
Beckham, der von dem Italiener bereits bei Real Madrid kurzzeitig aus dem Kader verbannt worden war, erhielt aufgrund mangelnder Spielpraxis keine Einladung zum Test gegen die Eidgenossen. Der Superstar, der sein letztes Pflichtspiel in der US-Profiliga MLS im vergangenen Dezember absolviert hatte, zeigt sich sogar einsichtig: "Ich verstehe und respektiere diese Entscheidung. Fabio Capello wird dem Team guttun." Während man in England auf den spielerischen Wandel hofft, wollen die EM-Teilnehmer am Mittwoch weiter am Finetuning arbeiten. Bei Weltmeister Italien gilt vor allem der Angriff als Baustelle. Luca Toni vom deutschen Rekordmeister Bayern München scheint zwar gesetzt, doch dahinter gibt es viele Fragezeichen. So wurden die WM-Teilnehmer Alessandro Del Piero, Alberto Gilardino und Vincenzo Iaquinta nicht für die Partie gegen Portugal in Zürich berufen. "Noch ist die Tür aber für niemanden geschlossen", meint Nationaltrainer Roberto Donadoni.
Vize-Weltmeister Frankreich, der in der EM-Vorrunde erneut auf Italien treffen wird, feilt derweil ebenfalls noch kräftig an der Offensivbesetzung. Bayerns Franck Ribery fehlt verletzungsbedingt, David Trezeguet wurde von Coach Raymond Domenech für das Gastspiel in Spanien nicht berufen. Nun sollen es die aufstrebenden Hatem Ben Arfa und Karim Benzema richten. Auch Spaniens Trainer Luis Aragones vertraut der Jugend und berief den erst 17-jährigen Bojan Krkic, der bei einem Einsatz der jüngste Nationalspieler der Iberer aller Zeiten wäre. Von den deutschen Gruppengegnern hat die DFB-Elf Österreich in Wien selbst vor der Brust. Polen testet in Larnaca gegen Tschechien, Kroatien empfängt in Split die Niederlande. Otto Rehhagels Europameister aus Griechenland spielen unterdessen in Nicosia gegen Finnland. Zudem trifft die Türkei in Istanbul auf Schweden, und Rumänien misst sich in Tel Aviv mit Israel. Einzig Russland, das derzeit ein Trainingslager im türkischen Belek abhält, lässt sich mit seinen Härtetets noch ein wenig Zeit und startet erst am 26. März gegen Rumänien ins EM-Jahr.