Wanderley Luxemburgo, dem Coach des spanischen Rekordmeisters Real Madrid, weht in diesen Tagen ein eisiger Wind entgegen. Nach zuletzt enttäuschenden Leistungen der "Galaktischen", die diese Bezeichnung momentan nicht verdient haben, scheint eine vorzeitige Entlassung des Brasilianers möglich. Nach der blamablen 0:3-Niederlage in der Liga gegen den Erzrivalen FC Barcelona und der versäumten Wiedergutmachung beim 1:1 in der Champions League gegen den französischen Meister Olympique Lyon am Mittwochabend mehren sich die Rücktrittsforderungen von Presse und Fans. Letztere taten ihren Unmut bereits kund, als sie Luxemburgo in den letzten zehn Minuten der Partie gegen Lyon im heimischen Stadion gnadenlos auspfiffen und seine Ablösung forderten.
"Ich will weiter hart arbeiten"
Für die spanischen Zeitungen ist nach diesem Vorfall das Schicksal Luxemburgos bereits besiegelt. "Das Urteil ist gesprochen: Raus!", titele die Sportzeitung AS. Ähnlich deutete Marca das gellende Pfeifkonzert. "Die Fans halten Luxemburgo nicht mehr aus. Sie beschimpfen ihn mit "raus, raus, raus"", schrieb das Blatt. Der Brasilianer selbst will allerdings bleiben: "Natürlich mache ich weiter. Ich denke nicht darüber nach, ob der Präsident mich behalten will oder nicht. Ich will weiter hart arbeiten."
Der Unmut der Fans entzündete sich an der Auswechslung des englischen Nationalmannschafts-Kapitäns David Beckham in der 80. Minute. Der Mittelfeldspieler, bis dahin der beste Akteur der "Königlichen", wurde durch Verteidiger Michel Salgado ersetzte. Luxemburgo verteidigte allerdings seine Maßnahme. "Ja, er war unser bester Spieler. Aber die Leute haben es einfach nicht verstanden. Beckham hatte Rückenschmerzen. Soll ich ihn auf dem Platz sterben lassen, bevor ich ihn rausnehme?", fragte der Trainer.
Spieler stärken ihrem Trainer den Rücken
Unterstüzung erhielt Luxemburgo von Beckham selbst. "Ich habe schon ein paar Tage Probleme mit dem Rücken. Vor dem Spiel ging es besser, aber ich habe während des Spiels ein Knie in den Rücken bekommen, dann wurde es wieder schlechter", erklärte der 30-Jährige.
Auch Nationalspieler Ivan Helguera stärkte dem Coach, dessen Team immerhin das Achtelfinale der "Königsklasse" erreicht hat und in der Primera Division vier Punkte hinter Barcelona auf Platz vier liegt, den Rücken: "Es wäre ungerecht, nur den Trainer für unsere Situation verantwortlich zu machen. Es liegt an uns. Den Trainer zu wechseln, würde nichts besser machen."
Trotz der Unterstützung der Profis wird in den spanischen Medien bereits offen darüber spekuliert, dass Luxemburgo seinen Job verlieren wird, wenn Real am Sonntag im Punktspiel bei Real Sociedad San Sebastian nicht gewinnt. Das wissen auch die Spieler. "Das Spiel am Sonntag ist ein Endspiel für ihn. Da müssen wir für ihn da sein. Jeder will ihm helfen", sagte der Uruguayer Pablo Garcia.
Hitzfeld gilt als heißer Kandidat auf den Trainerposten
Bei einem negativen Ausgang für Luxemburgo gilt der deutsche Erfolgscoach Ottmar Hitzfeld als einer der Top-Kandidaten für den Trainerposten in der spanischen Hauptstadt. Der 56-Jährige macht sich bereits Gedanken über den Klub. Der frühere Trainer von Borussia Dortmund und Bayern München kritisierte sogar einige Profis namentlich: "Robinho ist ein großes Talent. Dass er aber jetzt schon bei Real spielt, ist eindeutig zu früh. Man muss innerhalb der Mannschaft neue Strukturen schaffen. Roberto Carlos ist überaltert, Salgado schon über 100.000 Kilometer gelaufen, und Raul ist ebenfalls etwas ausgelaugt. Zidane war super, wird aber auch etwas langsamer. Und Ronaldo muss man erstmal zum Abspecken schicken, der hat fünf Kilo Übergewicht. Es ist schade, dass eine so große Mannschaft so große Probleme hat."