Der Gedanke dahinter ist verständlich: In Berlin kam das Damen-Endspiel mehr oder minder als Anhängsel bzw. Vorprogramm daher. Zum Anpfiff versammelten sich vielleicht 10.000 Fans im weiten Rund des Olympiastadions, die Mehrzahl davon wahrscheinlich um sich schon auf das Hauptevent einzustimmen. Der Terminkalender der Damen macht ein vorgezogenes Endspiel sogar nötig, denn mit Blick auf die WM im eigenen Land endet die Saison 2011 bereits im März, danach startet Bundestrainerin Sylvia Neid die WM-Vorbereitung, ein Cup-Finale im Mai ist also unmöglich.
Alles gute Argumente für den Berlin-Abschied, doch bei den Beteiligten ist nicht nur Freude, sondern auch viel Skepsis zu spüren. Und das völlig zu Recht. Dass die Damen einen würdigen Rahmen verdienen, steht außer Frage. Ob der aber in Duisburg, Frankfurt, München oder Gelsenkirchen geboten werden kann, ist zweifelhaft. Der DFB muss sich genau überlegen, wo er den Höhepunkt des Wettbewerbs in den kommenden Jahren etablieren will. Sicherlich sollte eine Stadt berücksichtigt werden, die dem Frauenfußball nicht gleichgültig gegenüber steht. So gesehen ist das Ruhrgebiet generell sicher ein heißer Kandidat. Fans der SG Schönebeck, SG Wattenscheid, SG Lütgendortmund und natürlich des FCR Duisburg sprechen für eine Zuschauerbasis, die für so eine Veranstaltung unabdingbar ist.
Dennoch wäre eine Entscheidung pro Gelsenkirchen völlig unverständlich. Die Veltins-Arena mag beim S04, Biathlon oder Eishockey aus allen Nähten platzen, ein Pokalfinale der Frauen lockt aber mit Sicherheit keine 61.000 Zuschauer an. Bleiben die Ränge, das gilt auch für München oder Frankfurt, halb leer, kommt nicht mehr Stimmung auf als in Berlin. Vor allem wenn kein Klub aus der Nachbarschaft ins Finale einzieht. Potsdam gegen Bayern im Revier? Sicher kein Publikumsmagnet.
Neben einem geeigneten Stadion, die MSV-Arena gehört sicher dazu, muss auch die Vermarktung stimmen. In Berlin herrscht das ganze Wochenende über Pokal-Atmosphäre. Mit den 90 Minuten alleine ist es sicher nicht getan, auch das Drumherum muss stimmen. Keine leichte Aufgabe für den DFB und für den ausgewählten Kandidaten.