Ferdi Seidelt, es war alles angerichtet. Mit einem Dreier gegen Essen hätte man die Spitze der Tabelle erklimmen können. Was lief schief? Einfach alles. Wir hatten zwölf Großchancen, machen ein Tor. Essen hat sechs Möglichkeiten, aber erzielt vier echte Traumtreffer. Wir haben gedribbelt, wenn wir hätten passen müssen und umgekehrt. Wenn wir das umgesetzt hätten, was wir uns vorgenommen haben, wäre ein Erfolg drin gewesen, obwohl wir auf eine hervorragende Schönebecker Mannschaft getroffen sind. Essen hat eine tolle Moral, einen guten Coach, intakte Strukturen, gegen so einen Gegner kann man verlieren. Direkt nach dem Match wollte Trainerin Martina Voss keine Fehleranalyse betreiben. Sie hat dem Team gesagt, dass sich jeder Gedanken über den Auftritt machen soll, auch darüber, welche Fehler warum begangen wurden. Vor dem Derby hat Voss noch gesagt, dass die Truppe erst mal mit der neuen Situation klar kommen muss. War der Druck zu groß? Möglicherweise war das in den Köpfen. Aber Martina bläut den Spielerinnen ständig ein, dass sie nicht auf die Tabelle, nicht auf Schlagzeilen achten sollen. Vielleicht spielte aber auch die Terminüberforderung eine Rolle. Eine Lira Bajramaj oder Simone Laudehr in Bestform hätten uns gut getan. Die jungen Akteurinnen, und wir haben eine blutjunge Mannschaft, können mit den Phasen, in denen drei, vier Spiele stattfinden, dann wieder Pausen entstehen, noch nicht so gut umgehen. Die Meister der jüngsten Vergangenheit hatten im Schnitt ältere Teams, das mag auch damit zusammenhängen. Dennoch soll am Ende dieser Spielzeit nicht der vierte Vize-Titel eingefahren werden! Auch wenn sich danach zehn andere Mannschaften die Finger lecken würden, ist das nicht unser Anspruch. Martina Voss ist hier angetreten, um Titel zu holen. Das Potenzial ist vorhanden, wir müssen noch mehr an diesem Thema arbeiten.
Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am Pfingstmontag, wenn es nach Bad Neuenahr geht. Eine ganz wichtige Begegnung. Die Mannschaft hat dieses Duell fest im Blick, ist trotz des Rückschlags weiter motiviert und engagiert.
Vier Punkte Abstand zum FFC Frankfurt schrecken nicht? Wir rechnen mit einem Zähler, da wir noch eine Partie mehr zu absolvieren haben. Das Spiel gegen Wolfsburg müssen wir einfach gewinnen, dann sind wir wieder dran.
Dabei hält das Restprogramm mit Potsdam, Frankfurt oder Bayern München noch harte Brocken parat. Da hat es der Terminkalender nicht gut mit uns gemeint. Wir sind leicht gestartet und haben mit der Ausnahme Wolfsburg nur noch schwere Partien vor der Brust. Umso ärgerlicher, dass wir den Auftakt gegen Essen versemmelt haben, aber Jammern nützt nichts. Nach dem kommenden Wochenende kann sich die Tabelle schon wieder ganz anders darstellen.
Auch weil die Vereine näher aneinander gerückt sind. Die Großen sind nicht mehr unbesiegbar. Das ist absolut positiv. Noch vor ein paar Jahren konnte man den kompletten Spielplan vor der Saison tippen, lag dabei meist richtig. Jetzt ist es sowohl im Meisterschafts- als auch im Abstiegsrennen spannend. Diese Entwicklung ist absolut gut für den Frauen-Fußball. Welche Fortschritte können in Sachen Linda Bresonik vermeldet werden? Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Im Vertrag steht ganz klar, welche Summe zu zahlen ist, wenn Linda wechseln möchte. Diese werden wir auch überweisen, wir haben in Sachen Transfers noch nie falsch gespielt. Natürlich ist es für die SGS schwer, das Herzstück zu verlieren, das verstehe ich. Aber man muss auch damit umgehen können. Von meiner Seite gibt es keine Irritationen.