Ob die Medizinbälle schon ausgepackt seien? „Heute noch nicht“, sagt Inka Grings lachend. Am ersten Trainingstag der neuen Saison ging es bei den Fußballfrauen des MSV Duisburg noch vergleichsweise locker zu. In den exakt zwei Monaten bis zum ersten Punktspiel gegen die SGS Essen am 4. September wird sich das aber sicher noch ändern – schließlich wollen die Zebras von Beginn an sicherstellen, dass sich der in der Spielzeit 2014/15 erlittene „Betriebsunfall“ nicht wiederholt und die Mannschaft diesmal nichts mit dem Abstieg zu tun bekommt.
Seinerzeit erlebte die einstige Torjägerin ein Albtraumdebüt in der Rolle der Cheftrainerin, das mit dem Sturz in die Zweitklassigkeit endete. „Wir sind damals verdient abgestiegen, weil es zu lange gedauert hat, eine Spielidee zu entwickeln. Viele Dinge haben einfach nicht so zusammengepasst“, sagt Inka Grings im Rückblick. Was folgte, war ein in dieser Form unerwartet dominantes Jahr in der 2. Bundesliga, das mit 22 Siegen in 22 Spielen eine Rekordmarke für die Ewigkeit produzierte. Es liegt auf der Hand, dass sich nun in den Köpfen wieder manches drehen muss. „Die Mannschaft war sich der Aufgabe in der 2. Liga bewusst. Jetzt wollen wir weiter frischen, offensiven Fußball spielen, aber das wird natürlich auch immer vom Spielverlauf abhängen“, so die Trainerin.
Wir sind damals verdient abgestiegen, weil es zu lange gedauert hat, eine Spielidee zu entwickeln. Viele Dinge haben einfach nicht so zusammengepasst
Trainerin Inka Grings
Gegenüber dem Aufstiegskader gibt es nur wenige personelle Veränderungen – was auch daran liegt, dass das Team schon in der Winterpause mit Blick auf die Erstliga-Rückkehr verstärkt wurde. Vor allem Zsófia Rácz, Kathleen Radtke und Anna-Sophie Fliege erwiesen sich als Glücksgriffe. „Das war für uns Gold wert, zumal wir auch schon verschiedene Systeme testen konnten. Damit haben wir jetzt nicht das Problem, dass wir in der Vorbereitung extrem experimentieren müssen“, erklärt Inka Grings, die freilich auch weiter an der Flexibilität ihrer Kickerinnen arbeiten will, um sich nicht auf eine Formation festlegen zu müssen. In der Schlussphase der Vorsaison wurde unter anderem mehrfach eine Dreierkette ausprobiert, was mal besser, mal schlechter funktionierte.
Das bis dato neu hinzugestoßene Quartett entstammt zu drei Vierteln dem nach einem Jahr wieder aus der Bundesliga abgestiegenen 1. FC Köln. Dabei ist Yvonne Zielinski eine Spielerin mit FCR-Vergangenheit, die noch zusammen mit Inka Grings aufgelaufen ist; Abwehrspielerin Virginia Kirchberger war in der Abstiegssaison Kapitänin des MSV. „Und mit Lena Nuding haben wir uns im Tor enorm verstärkt“, betont die Trainerin. Hinzu kommt Angreiferin Alina Witt vom SV Henstedt-Ulzburg. „Mit der Kaderplanung sind wir noch nicht am Ende“, so Grings.
Mit eingebunden dabei: der neue Assistent an ihrer Seite. Andreas Billetter heißt er, ist 42 Jahre alt, und bringt Erfahrung als DFB-Stützpunkttrainer sowie Nachwuchscoach und Cheftrainer der ersten Frauenmannschaft beim VfL Bochum mit. Der gebürtige Kölner hat auch schon eine Rolle für sich gefunden: „Ich hoffe, dass ich als rheinische Frohnatur für die nötige Lockerheit und gute Stimmung sorgen kann.“ Das dürfte sich spätestens dann als notwendig erweisen, wenn die Medizinbälle ausgepackt werden . . .