Zwölf Punkte Vorsprung bei noch zehn verbleibenden Spielen – das ist eine Ansage. Die Fußballfrauen des FC Bayern machen es wie die Männer des Klubs: Sie dominieren die Liga, die an diesem Wochenende die Winterpause beendet. Das Titelrennen scheint bereits entschieden zu sein, die Konkurrenz gibt sich keinen Illusionen hin. „Bayern München ist weg“, sagt etwa der Manager der SGS Essen, Willi Wißing. „Da brennt nichts mehr an.“
Es ist zu erwarten, dass sich die Bayern-Ladys für den Rest der Saison ein Schaulaufen leisten können. Sie selbst sehen das allerdings anders und üben sich in vornehmer Zurückhaltung. „Wir verschwenden keinen Gedanken an die Meisterschaft“, erklärt Trainer Thomas Wörle. „Man ist immer nur so gut, wie man das nächste Spiel bestreitet.“
Dass seine Mannschaft am Sonntag, 14 Uhr, den Tabellenletzten 1. FC Köln empfängt, spielt für den Coach keine Rolle. Für ihn ist es eher überraschend, dass seine Spielerinnen einen derartigen Vorsprung herausgearbeitet haben. „Wir waren bislang nicht die herausragende Mannschaft, haben oft nur knapp gewonnen. Die Kräfteverhältnisse in der Liga sind eigentlich anders verteilt“, erklärt er. Und es stimmt. Nur gegen Bayer Leverkusen hat die Wörle-Elf einen Kantersieg (5:0) eingefahren. "Wir haben oft an unserer Grenze gespielt", weiß der Trainer. Fakt ist aber: Die stärker erwarteten FFC Frankfurt und VfL Wolfsburg hinken hinterher. Wörle kann dass kaum glauben: „Das ist nicht real.“
Real war aber, dass er in der Vorbereitung zunächst auf einige Spielerinnen verzichten musste. Das ist dann die Kehrseite der Erfolgs, dass der Klub einige Nationalspielerinnen stellt, die dann aber auch ihren Verpflichtungen außerhalb des Vereins nachkommen müssen. "Das ist natürlich immer etwas schwierig, dann ein vernünftiges Training aufzuziehen", weiß Wörle, der sich darüber aber nicht beschweren will. "Wir profitieren ja auch davon, dass die Mädels dann bei der Nationalmannschaft hervorragend trainieren und sich weiterentwickeln." Und dennoch, ganz zufrieden war er mit der Vorbereitung nicht. Der letzte Test gegen die Frauen von Arsenal London hat ihm gezeigt, dass noch ein bisschen Arbeit vor ihm und seiner Mannschaft liegt. "Bei der Chancenverwertung und beim Herausspielen von Möglichkeiten müssen wir noch etwas draufpacken. Und auch beim Spiel mit dem Ball müssen wir noch konsequenter werden."
Binnen fünf Jahren hat es Wörle geschafft, den FCB auch bei den Frauen zu einem Spitzenklub zu machen. Dafür steht neben der immer größer werdenden Unterstützung - und die ist nicht nur finanziell - des Gesamtvereins auch seine kontinuierlich gute Arbeit. Es gab in der Zeit nie den großen Umbruch, vielmehr wurde die Mannschaft punktuell verstärkt und Schritt für Schritt zusammengestellt - bis, wie es in dieser Saison aussieht, die optimale Truppe gefunden war. "Die Truppe ist ungemein harmonisch, alle verfolgen das Ziel, besser werden zu wollen und sind richtig gierig", erklärt der FCB-Coach.
Vielleicht will sich Wörle auch deswegen nicht mit dem riesigen Vorsprung von zwölf Punkten zufrieden geben. "Wir müssen damit bescheiden umgehen", gibt er zu verstehen. "Wir haben uns in den Spielen immer an unserer Grenze bewegt. Wenn wir jetzt nachlassen, dann werden wir in den verbleibenden Spielen deutlich schlechter sein."
Neben der Meisterschaft peilen die Münchnerinnen noch einen weiteren Titel an: Auch im DFB-Pokal sind sie auf Erfolgskurs und stehen im Halbfinale. Und so könnten die Bayern-Fans am Saisonende auf dem Münchner Rathausbalkon, auf dem Männer und Frauen schon 2015 gemeinsam ihre Meistertitel feierten, diesmal sogar ein doppeltes Double bejubeln. Die Überbayern sind nicht nur männlich.