Fakt ist jedenfalls, dass der ATC das Match gegen den Top-Favoriten der Liga, Westfalia Wickede, kurzfristig abgesagt hatte am vergangenen Wochenende. Mit der Begründung, dass sieben Kicker in den Streik getreten seien, wie Birol Kara, derzeit noch erster Vorsitzender beim türkischen Club aus Lünen, erläutert.
Der Hauptsponsor habe seine Abmachungen nicht eingehalten und daher habe man die fälligen Fahrpauschalen an die Akteure nicht zahlen können, sieht Kara die Schuld in erster Linie nicht beim Verein, sondern beim unzuverlässigen Geldgeber. „Der hat uns auf November vertröstet, wodurch wir praktisch Pleite waren.“ Ohne Bares waren die Kicker dann nicht mehr bereit, ihre Stiefel für die Brambauer zu schnüren.
Fakt ist weiterhin, dass Holger Gehrmann seit Montag kein Trainer mehr beim ATC ist. Doch durch wen die Trennung vollzogen wurde, ist nicht eindeutig festzustellen. Kara versicherte jedenfalls gegenüber RevierSport online, dass man sich im gegenseitigen Einvernehmen getrennt habe und zwar „um die Reputation Gehrmanns zu schützen“.
Gehrmann allerdings bestreitet das vehement. „Nach der abgesagten Partie gegen Wickede habe ich für mich die Reißleine gezogen. Dieser Untergang war das Schlimmste in meiner bisherigen Trainer-Karriere. Da musste ich einfach kündigen.“ Allerdings zeigte sich Gehrmann weit davon entfernt, gegen Kara nachzukarten. „An der katastrophalen Situation hat Birol maximal zu fünf Prozent Mitschuld", versichert Gehrmann, der die Mannschaft bereits gegen „Schüren überreden musste, zu spielen.“ Einziger Vorwurf: Als am 17. September feststand, dass der Etat geplatzt war, habe Kara erst zwei Tage später Trainer und Mannschaft darüber informiert.
Wer dann die Verantwortung für die Misere trägt, bleibt allerdings vorerst im Dunkeln. Kara, der beteuert, eigentlich kein erster Vorsitzender mehr zu sein, war zwar sichtlich bemüht, Licht in die Sache zu bringen und sprach davon, „dass es im Umfeld große Probleme gibt“, davon, „dass die Verpflichtungen gegenüber dem Verband oft nur schlampig erledigt wurden“ und davon, „dass die meiste Arbeit eh an einigen Wenigen hängen bleibt“, hinterließ letztlich jedoch mehr offene Fragen, als dass er Antworten geben konnte.
So bleibt abzuwarten, ob nach der Vorstellung des neuen ersten Vorsitzenden „in zwei bis drei Wochen“ (O-Ton Kara) das Durcheinander aufgeklärt werden wird.