Als das Spiel nach 90 Minuten abgepfiffen war, konnte Issam Said schon wieder scherzen. Der VfB-Trainer stand mitten auf dem Kunstrasen und nahm die Glückwünsche von der Zuschauerbande lachend entgegen. „Nächste Woche spielen wir nochmal und dann steigen wir in die Oberliga auf“, gab er lachend zurück. Eine gehörige Portion Selbstironie lag darin. An der Raumerstraße konnten zumindest alle wieder lächeln.
Dafür hatte Matthias Walter gesorgt. In der 86. Minute nahm der Spielführer der Frohnhausener „Löwen“ Maß und drosch die Kugel unhaltbar zum 2:1-Endstand in den rechten oberen Knick. Ein Treffer, der stark an das Tor von Leon Binder im Endspiel um den Niederrheinpokal erinnerte.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Gastgeber bereits zweimal eingenetzt. Zuerst war es Julian Bumbullies (55.), dessen Führungstor Mouelle Koulle nur fünf Minuten später per Eigentor wieder egalisierte (60.). „Süchteln war in der ersten Hälfte eindeutig die bessere Mannschaft“, gab sein Trainer Issam Said zu.
Der 39-Jährige atmete einmal ganz tief durch. Er wusste, dass der Sieg bis zur finalen Entscheidung am 30. Juni unter der Rubrik „wertlos“ abzulegen ist. „Ich bin mir sicher, dass Ahlen die Lizenz bekommt und wir in der nächsten Saison Bezirksligist sind“, sagte er. Ob seine Mannschaft dort einen neuen Anlauf startet? Zumindest kann der VfB ein Erfolgserlebnis mit in die kurze Sommerpause nehmen. „In der Vorbereitung können wir daraus schöpfen“, sah Said das Positive an der „Extraschicht“, die seiner Mannschaft aufgebrummt wurde.
Die entpuppte sich am Ende zur Charakterfrage, die die VfB-Elf beeindruckend zu kontern wusste: „Ich muss den Jungs ein Riesenkompliment machen. Am Sonntag waren wir alle am Boden und haben uns wieder aufgerafft. Das fand ich richtig stark“, sagte der Linienchef.
Ich will die Spieler nicht sehen und die mich bestimmt auch nicht mehr
Issam Said
Nicht weniger beachtenswert war der Auftritt des ASV Süchteln, der sich nach dem K.O. im Entscheidungsspiel gegen den TSV Meerbusch auf die 62 Kilometer lange Reise gemacht hatte, um in einem eventuell wertlosen Spiel notfalls sogar über 120 Minuten Vollgas zu geben. „Das ist am Ende sehr bitter, auch wenn es vielleicht nur den Charakter eines besseren Freundschaftsspiels hatte“, konstatierte ASV-Trainer Heinrich Losing nach dem Spiel. Seiner Mannschaft will der Coach nun Zeit geben, bis die Vorbereitung auf die nächste Bezirksliga-Saison wieder beginnt: „Die Jungs sollen die Zeit mit ihren Familien genießen und zur Ruhe kommen.“
Ähnlich klang es bei seinem Pendant: „Ich will die Spieler nicht sehen und die mich bestimmt auch nicht mehr“, scherzte Issam Said. Am 7. Juli fliegt der VfB-Tross nach Mallorca. Dann ist auch endgültig geklärt, in welcher Liga es an den Start geht. Es ist die insgesamt vierte Verlängerung der Saison, rechnet man die Relegation mit. Erst das Elfmeterschießen gegen den SV Emmerich-Vrasselt, dann die 120 Minuten gegen den FSV Vohwinkel. Und nun das Warten auf die Ahlener Lizenz. Beinahe wäre noch eine fünfte hinzu gekommen. Gut, dass Matthias Walter in der 86. Minute einen Geistesblitz hatte.