"Auf dem Platz bin ich in gewisser Weise ein fauler Sack. Ich verarbeite die Bälle und habe dabei schon einen guten Torriecher." Den stellte er in der abgelaufenen Spielzeit unter Beweis: Mit 33 Treffern in der Kreisliga A hatte Hanna entscheidenen Anteil am Aufstieg der 66er, und das in seiner ersten Saison im Club. Diese Quote machte ihn gleichzeitig auch zum besten Oberhausener Torschützen.
Eine Sache, die ihn nicht unbedingt für höherklassige Clubs unattraktiv macht. Hanna selbst hat schon Verbandsligaerfahrung vorzuweisen. Nach seinem Sprung von der Junioren- in die Seniorenklasse landete der Offensiv-Stratege beim Duisburger Traditionsclub Hamborn 07, wo er aber nur für anderthalb Jahre blieb. Hanna konnte sich dort aber nicht richtig durchsetzen und war so mehr in der zweiten Mannschaft in der Kreisliga A im Einsatz
"Ich war da wohl noch ein wenig zu jung und hätte einen Tick mehr kämpfen müssen", gesteht der Torjäger im Nachhinein, "doch ich habe viel Positives aus dieser Zeit mitgenommen." Jedenfalls kam es dann noch so, dass mit Christian Küsters ein Stürmer für die erste Mannschaft verpflichtet wurde, so dass die Chancen auf regelmäßige Einsätze in der Verbandsliga geringer wurden.
"So hat der damalige Trainer Ingmar Putz mir bei der Vereinssuche geholfen. Durch ihn bin ich dann bei 66 gelandet", erzählt der Stürmer. Dort wurde er dann auch direkt zum Stammspieler. Neben dem Aufstieg in die siebthöchste deutsche Spielklasse, gewann Hanna dort mit seinen Mannschaftskameraden in der abgelaufenen Winterpause die Hallenstadtmeisterschaft und das trotz höherklassiger Konkurrenz wie dem Oberligisten RW Oberhausen.
"Ein toller Erfolg für uns", sagt der Spieler. Auch in der Bezirksliga läuft es gut. In Abstiegsnöte ist der inzwischen von Jörg Lieg trainierte Verein jedenfalls nie geraten, ein gesicherter Platz im Mittelfeld steht zu Buche. Seinem Coach attestiert Hanna nur Gutes: "Es ist seine erste Trainerstation und man merkt, dass er sich viele Gedanken macht, um die Einheiten innovativ zu gestalten. Unser Problem ist der dünnbesetzte Kader, der keinen Konkurrenzkampf zustande kommen lässt."
In der Tat ist eine Ausbeute von manchmal nur 13 Kickern an einem Spieltag sehr gering. Hanna jedenfalls traut sich zu, auch noch in höheren Ligen auf Torejagd zu gehen: "Ich bin noch jung, habe schon viel gelernt und werde weiterhin stets meine volle Leistung abrufen. In meinem Verein fühle ich mich wohl." Seine Einstellung zum Sport ist durch und durch professionell: "Wenn ich nicht arbeitstechnisch verhindert bin, geht das Training immer vor. Egal, was sonst ist, das gilt auch für die Bezirksliga, wo es der ein oder andere Spieler auch mal etwas lockerer angehen lässt."
Will in dieser Saison noch mehr mit Toren auf sich aufmerksam machen.
Hanna hat schon früh gelernt sich durchzusetzen. Im zarten Alter von sechs Lebensjahren ging es für den Aramäer, geboren im Libanon, mit seinen Eltern und seinen drei Brüdern als politische Flüchtlinge nach Deutschland. "Da erinnere ich mich noch genau dran. Mein kleinster Bruder Jakob war damals gerade acht Monate alt", erinnert sich der Spieler, "das war schon ein Abenteuer. Wir kannten ja nichts. Nicht einmal die Sprache." In Deutschland angekommen, landete er relativ schnell im Heim für Asylsuchende in Duisburg-Beeck, wo Hanna bis heute lebt. "Irgendwann will ich hier weg", erklärt der 22-Jährige und fügt an: "Hier geht es uns aber auch nicht schlecht. Ich habe sehr viele positive Erfahrungen gemacht und gelernt, auch mit wenig finanziellen Mitteln gut auszukommen."
Damit meint der Stürmer vor allen Dingen das benachbarte Falkenheim unter der Leitung von Volker Haasper, wo er bis heute einige Stunden seiner inzwischen knappen Freizeit verbringt. "Herr Haasper ist für uns schon ein Ersatzvater", sagt der 1,83 Meter große Offensiv-Spezialist, "er war und ist immer für uns da." Durch den Pädagogen lernten Hanna und die anderen Jugendlichen aus dem Heim die deutsche Sprache, bekamen Hilfe bei Hausaufgaben und bei allen möglichen Problemen und Fragen, die im alltäglichen Leben anfallen. "Er hat uns auch ständig Druck gemacht, damit wir etwas tun und uns nicht hängen lassen. Durch die ganzen Hilfen ist mir die Integration und Sozialisation in Deutschland nicht schwer gefallen. Das weiß ich sehr zu schätzen", betont Hanna.
Sein Lohn ist das Abitur und nun auch eine Ausbildung als Einzelhandelskaufmann in einem Sportgeschäft. "Das war gar nicht so einfach. Ich durfte nämlich lange Zeit mit meinem Status nicht arbeiten. Aber seit dem ich die Erlaubnis habe, mache ich die Ausbildung, die mir sehr viel Spaß macht. Dabei geht ein riesen Dank an Stephan Küsters und Ingmar Putz, die mir bei allen formalen Dingen und der Vermittlung ins Arbeitsleben geholfen haben. Ohne die beiden dürfte ich vielleicht immer noch nicht arbeiten", erklärt der "Knipser" und ergänzt: "Jetzt weiß ich, wie knapp die Zeit manchmal sein kann." Denn es gibt immer was zu tun: "Nach der Arbeit ist entweder Training oder ich bin im Jugendheim, wo wir auch regelmäßig tanzen."
Sein Bruder ist in der Tanzgruppe "The Turbos", einer Showtanzgruppe, die schon über die Landesgrenzen Nordrhein-Westfalens hinaus Bekanntheit erlangen konnte. "Und meine Freundin Magdalena, mit der ich seit drei Jahren sehr glücklich zusammen bin, möchte ich auf gar keinen Fall vergessen. Mit ihr verbringe ich so viel Zeit wie möglich", betont er. Hanna lernte sie vor drei Jahren bei einem Landesprojekt unter dem Motto "Brücken bauen zwischen verschiedenen Nationen" kennen. Seitdem sind die beiden ein Paar. "Sie kommt sehr oft mit zum meinen Spielen und unterstützt mich dabei voll", berichtet der Aramäer, "denn sie weiß, dass der Sport mir bei Problemen aller Art immer einen Ausgleich bietet." Eine andere Position als in der Spitze kommt für Hanna kaum in Frage: "Wegen unserem Personalmangel helfe ich im Moment ab und zu im rechten Mittelfeld aus, aber seitdem ich Fußball spiele, bin ich Stürmer."