Eine Zeit ohne Fußball ist für Thorsten Möllmann, Trainer und Präsident des Niederrhein-Bezirksligisten SC 20 Oberhausen, nur mit einem Wort adäquat zu beschreiben. "Beschissen", bringt es der Kult-Coach auf den Punkt. "Ich habe viermal den Keller aufgeräumt, fünfmal den Dachboden und den Garten. So langsam findet sich nichts mehr, was man im Haus machen kann", berichtet Möllmann von seiner Langeweile während des Lockdowns.
Auch die Fitness seiner Mannschaft leidet offenbar während der Spielpause, die sich nun schon seit Ende Oktober und noch mindestens bis Mitte Februar, eher aber noch länger, aufs Laufen beschränken muss. "Manche Jungs haben sich über den Jahreswechsel keine Weihnachtsgans, sondern ein richtiges Spanferkel angefressen. Das kann auf Dauer nicht gesund sein", weiß Möllmann, der diese Anekdote zwar lachend erzählt, danach jedoch sofort wieder ernst wird.
"Langsam ist Schluss mit lustig. Die Sportanlagen, die Spielplätze, alles ist zu. Dabei hat man, wie ich finde, in der bisherigen Hinrunde gesehen, wie sehr sich alle Sportvereine den Arsch aufgerissen haben, um die Einhaltung der Corona-Regeln auf den Anlagen zu gewährleisten. Und auch im Profifußball hört man kaum über ernsthafte Fälle, da kriegen die das alles hin. Ich finde, die Leute haben sich an die Maskenpflicht und die Abstandsregeln, auch natürlich auf dem Platz zu halten. Solange das gegeben ist, verstehe ich nicht, warum wir immer noch pausieren müssen", schildert der SC-Präsident seinen Standpunkt.
Möllmann will die Saison zu Ende bringen
Möllmann sorgt sich auch um die Jugend, denn auch dem Nachwuchs werden durch den Lockdown und die Sperrung der Platzanlagen das Hobby und die Perspektive genommen. "Auch wir als Verein wollen auf die Jugend setzen, haben drei neue Jugendmannschaften dazubekommen. Bei uns hat sich etwas bewegt. Aber wenn die Kinder nur in der Wohnung sitzen, keine Schule, keinen Kindergarten, keine Freizeit haben, dann werden die verrückt. Ich finde, man sollte sich langsam Gedanken machen, einen anderen Weg zu gehen", erläutert er.
Wenn es nach dem Oberhausener geht, soll es Ende Februar wieder auf die Plätze gehen. "Da muss es losgehen. Es sind immer noch fünf Wochen bis dahin. Dann muss auch mal gut sein. Wir sind alle alt genug, um verantwortungsbewusst mit der Situation umzugehen. Ich bin auch dafür, dass man die ganze Saison spielt. [article=510790]Wenn die Oberliga mit ihren 23 Teams nur die Hinrunde spielen will[/article], verstehe ich das. Aber wir können doch auch über den Juni hinaus spielen. Urlaub plant in diesen Zeiten sowieso niemand", bewertet Möllmann die Lage. In der Bezirksliga Niederrhein 8, deren fünften Platz der SC 20 aktuell belegt, befinden sich 15 Teams.
Mit Blick auf den Profifußball sagt er: "Da sollte man ab März auch wieder Zuschauer reinlassen. Es ist richtig, Bier im Stadion zu verbieten, denn wenn du die Hemmschwelle verlierst, dann umarmst du dich und das brauchen wir nicht. Aber wie viele Leute treffen sich zu Hause und gucken da Fußball? Dadurch steigt das Risiko, sich zu infizieren doch mehr, als wenn du an der frischen Luft mit Abstand im Stadion zuschaust."