Schon oft musste sich Henry Schoemaker die Frage gefallen lassen, warum er nicht nach Höherem strebe. Einen Verein in der Westfalenliga könne er sicher trainieren, behaupten Spieler, die ihn kennen. Der Niederländer gilt gemeinhin als Fußball-Fachmann, soll im Umgang mit Mannschaften über eine hohe Sozialkompetenz verfügen und hat zudem einige Erfolge vorzuweisen. Doch bislang zog Schoemaker in seiner Laufbahn stets die Arbeit bei Kreis- oder Bezirksligisten vor.
„Wenn ich einen Westfalenligisten trainieren würde, würde sonntags viel mehr Zeit dafür draufgehen“, erklärt er. Zweimal pro Monat muss er auch samstags arbeiten, dafür pendelt er zwischen seinem Wohnort Marl und der Arbeitsstätte in seiner niederländischen Heimat. Sein Beruf ist der Grund, warum er fußballerisch lieber bescheiden lebt. Und, das steht seit wenigen Tagen fest, so wird es noch mindestens ein Jahr bleiben. Denn Schoemaker und A-Kreisligist SC Marl-Hamm entschieden sich dafür, die Zusammenarbeit fortzusetzen.
„Ich mache meine Versprechen immer nur für ein Jahr“, sagt der Trainer, der in seinem Verein großes Ansehen genießt. „Wer Henry kennt, weiß genau, dass er Spieler weiter nach vorne bringt“, sagte Vereinsvorstand Jan Achtelik der Marler Zeitung. Aus diesem Grund sei der Klub auf den Coach zugegangen. Der habe eingewilligt, auch wenn er einen Wunsch für die weitere Zusammenarbeit hegt: „Wir müssen auch jüngere Spieler in unsere Mannschaft integrieren und ihnen eine Chance geben.“
Schoemaker sagt das aus zwei Gründen. Zum einen, weil er um das Für und Wider des großen Zusammenhalts weiß, den er seiner Mannschaft bescheinigt. „So eine Freundschaft, wie sie unter allen meiner Spieler herrscht, habe ich bei keinem anderen Verein gesehen.“ Doch das berge Risiken: „So schön das auch ist: Wenn einer geht, dann besteht die Gefahr, dass alle gehen.“ Zum anderen hat der Coach als junger Spieler eine negative Erfahrung gemacht.
Als U23-Spieler des damaligen niederländischen Zweitligisten Heracles Almelo habe er die Chance auf einen Platz im Profikader gewittert. Trainer Henk ten Cate habe ihn ins Team geholt. Als Schoemaker sich vor seinem Debüt in der 2. Liga wähnte, verpflichtete der Klub Ton Pattinama. Der war damals 34 Jahre alt, spielte aber die Position des heutigen Trainers. Das habe ihm die Laune verhagelt. „Fünf oder sechs Monate habe ich danach nicht mehr Fußball gespielt“, erzählt er.
Trotz der Enttäuschung habe ihn der niederländische Fußball nachhaltig geprägt. Schoemaker gilt als Verfechter des abschlussfreudigen Angriffsfußballs. „Über ein 6:6 reden die Leute länger als über ein 0:0“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Mir ist ein Spektakel wichtig.“