Marcel Hölscher ist Torwart, Kapitän und das Urgestein des SC Wiedenbrück in Personalunion. Der 29-jährige Keeper kommt auf insgesamt 263 Regionalligaspiele - alle für den SC Wiedenbrück. Diese Vereinstreue gibt es im Fußball nicht mehr oft.
Doch für "Hölle", wie er genannt wird, gab es in den letzten Jahren auch keinen Grund den Verein zu verlassen. "Große Angebote von großen Klubs hatte ich nie vorliegen. Und für Wechsel zu anderen Regional- oder Oberligisten hätte sich der Aufwand nicht gelohnt. Ich habe hier im Umkreis von nur wenigen Kilometern alles, was mir wichtig ist und was mich glücklich macht: Meine Familie, meinen Beruf und den SC Wiedenbrück", erzählt er im RevierSport-Gespräch.
Und mit dem Klub von der Rietberger Straße ist er nach nur einem Jahr auch wieder in die Regionalliga zurückgekehrt. Lange hatte der Klub überlegt, ob er überhaupt noch einmal viertklassig sein will. "Dass die Verantwortlichen sich für die Regionalliga entschieden haben, freut uns natürlich alle in der Mannschaft. Wir haben dafür hart in der Oberliga gearbeitet, um wieder nach Aachen oder Essen fahren zu dürfen", erklärt Hölscher.
Das letzte Spiel in Essen gewann der SC Wiedenbrück
Und am 1. Spieltag der neuen Regionalliga-West-Serie 2020/2021 geht es für den SC Wiedenbrück direkt zu Rot-Weiss Essen. Den Top-Favoriten auf den Titel und damit verbundenen Aufstieg in die 3. Liga.
An die RWE-Spiele erinnert sich Hölscher nur zu gerne. Im Mai 2019 siegte Hölscher mit dem SC Wiedenbrück in Essen mit 2:1. Überhaupt liest sich Hölscher persönliche Wiedenbrücker Bilanz gegen RWE nicht so schlecht: vier Siege, drei Unentschieden, sechs Niederlagen, 18:25 Tore. "Es geht natürlich besser. Aber wenn man die Möglichkeiten der beiden Klubs vergleicht, dann können wir in Wiedenbrück schon damit leben", sagt er.
Dass am Samstag im Stadion Essen vor nur 300 Zuschauern gespielt wird, findet der gebürtige Ostwestfale schade, aber: "Auch ohne Zuschauer ist RWE das Highlight-Spiel", stellt er klar und erläutert: "Wenn man mit dem Mannschaftsbus schon vor das Stadion fährt, die Katakomben betritt, in der Kabine sitzt und dann durch den Tunnel auf den Rasen geht, dann ist das alles schon Wahnsinn. Das ist alles - nur nicht Regionalliga. Wir freuen uns unheimlich auf dieses Highlight."
Rödinghausen-Sieg als Mutmacher
Die Mannschaft von Trainer Daniel Brinkmann wird nicht nach Essen fahren, um nur das Stadion an der Hafenstraße zu bewundern. "Nein", betont Hölscher, "wir wollen RWE ärgern und etwas Zählbares mitnehmen. Dass wir gut drauf sind, haben wir im Entscheidungsspiel um den Einzug in den DFB-Pokal gegen den SV Rödinghausen bewiesen. Das hat uns noch einmal gestärkt." 4:0 siegte der SC Wiedenbrück und darf sich auf ein Derby im DFB-Pokal gegen Zweitligist SC Paderborn freuen.
"Das ist auch ein geiles Spiel - das nächste Highlight", sagt Hölscher. Doch zunächst steht am Samstag (14 Uhr, RevierSport-Liveticker) das Liga-"Highlight" in Essen an.