Es spielt „Kölsch gegen Alt“ - und doch ist alles neu. Die Trainer Markus Gisdol und Uwe Rösler fiebern ihrem jeweils ersten rheinischen Derby zwischen dem 1. FC Köln und Fortuna Düsseldorf entgegen. „Für mich ist das zu 100 Prozent ein Derby“, sagte Düsseldorfs Rösler: „Da spielt Kölsch gegen Alt. Und Alt schmeckt mir besser, muss ich ehrlich sagen.“ Doch da beide Trainer bisher einen guten Job machen, treffen am Sonntag (18 Uhr/Sky) zwei andere Mannschaften aufeinander als beim 2:0 der Fortuna im Hinspiel.
„Seitdem ist viel Wasser den Rhein runtergelaufen“, sagte Rösler: „Die letzten Aufschlüsse sind für mich prägender.“ Sein Kollege Gisdol erklärte gar: „Damals war alles anders. Wir haben quasi eine komplett andere Mannschaft. Deshalb sehe ich keine Parallelen.“ Sollten Spieler eine besondere Motivation verspüren, die Schmach vom November auszuwetzen, werde er das freilich „immer unterstützen“, ergänzte Gisdol lachend. So sah es wiederum auch Rösler, als er darauf angesprochen wurde, dass die Fortuna zuletzt 1989 in Köln gewann: „Das wusste ich nicht. Es ist schön, dass wir Geschichte schreiben können. Aber wir haben auch so eine große Motivation.“
1. FC Köln unter Gisdol in guter Form
Wie gut die beiden neuen Trainer ihren Vereinen getan haben, zeigen alleine schon die Bilanzen. In einer „Gisdol-Tabelle“ mit allen Spielen seit dessen Amtsantritt wäre Köln Sechster statt aktuell Zehnter. Düsseldorf würde in einer „Rösler-Tabelle“ Rang zehn statt aktuell Platz 16 belegen.
Die Kölner seien ein „in-form-team“, sagte Rösler, der als Spieler von Manchester City heiße Derbys gegen United erlebt hat: „Ich habe leider nie gewonnen, aber drei Tore in vier Derbys geschossen.“ Damals habe die ganze Stadt „Wochen vorher dem Spiel entgegengefiebert“. Dieses Fieber ist im Rheinland aktuell gemäßigt, weil am Sonntag keine 50 000 Zuschauer dabei sein können.
Die Derby-Motivation und „Geilheit“ müsse sein Team nun eben selbst erzeugen, erklärte Rösler. Freilich sei es möglich, dass der Kölner Heimvorteil „durch die Geisterspiele ein bisschen abhanden kommt“. Da stimmte dann wiederum Kölns Sportchef Horst Heldt mit der Erfahrung des 2:2 gegen Mainz zu. „Das Gewohnte ist trotzdem vorhanden. Aber es lässt sich festhalten, dass der Heimvorteil ein bisschen verloren gegangen ist oder zumindest ein bisschen verschwimmt“, sagte Heldt: „Vor Corona konnte man bei einem Heimspiel auf die Unterstützung setzen. Das ist ein bisschen flöten gegangen.“
Fortuna Düsseldorf hofft auf Sieg
So hofft die Fortuna insgeheim sogar auf mehr als das sechste Remis im achten Bundesliga-Spiel unter Rösler. Der 51-Jährige zeigte sich derweil nicht genervt von den vielen Punkteteilungen. „Wir wissen, dass wir zu viele Unentschieden haben“, sagte er: „Aber das zeigt auch, dass wir hart zu schlagen sind.“
Dennoch ist es noch ein weiter Weg zum Klassenerhalt. Die Kölner könnten diesen am Sonntag quasi eintüten. Im Falle eines Sieges hätten sie 13 Punkte Vorsprung auf Fortuna, die auf dem Relegationsrang steht. 21 Punkte werden danach noch vergeben. Nach einem Europacup-Platz schielt aber offiziell niemand. Und auch eine Feier werde es am Sonntag nicht geben, versprach Heldt. „Ein Gläschen trinken sollten wir, wenn wir unser Ziel erreicht haben“, sagte er: „Das wäre am Sonntag noch nicht der Fall.“ dpa