Vier Jahre lang war Mike Terranova (43) Cheftrainer des SC Rot-Weiß Oberhausen. Ab Sommer ist er dann NLZ-Boss an der Lindnerstraße. Für "Terra" völliges Neuland, auf das er sich sehr freut. Er verrät im RevierSport-Interview, was für ihn die Aufgabe so reizvoll macht und welches Ziel er als neuer RWO-Nachwuchschef verfolgt.
Mike Terranova, wie geht es Ihnen in der Corona-Krise? Es geht meiner Familie und mir persönlich sehr gut. Ich verbringe sehr viel Zeit mit meinen Kindern und meiner Frau. Das ist in den letzten Jahren auch zu kurz gekommen. Ich muss auch sagen, dass ich zum Glück niemanden im Bekanntenkreis kenne, der mit dem Virus infiziert ist. Ich habe keine Angst vor dem Virus, aber großen Respekt. Trotzdem versuche wir den Alltag so normal wie möglich zu meistern.
Mit Ihrem Sohn Sergio haben Sie ja eine richtige Trainingsgruppe gebildet... (lacht) Ja, das macht auch unheimlich Spaß. Der Junge ist 13 Jahre alt und fußballverrückt. Ich konnte, durch meine Kontakte, zum Glück an eine Soccerhalle herankommen. So, dass diese uns immer zur Verfügung stand und wir gefühlt Tag und Nacht trainieren konnten. Und: ich bin der, der eher schlapp macht (lacht). Sergio zieht alles durch. Wahnsinn.
In Zukunft werden Sie mit einem Haufen von Jungs wie Ihrem Sohn, der ja auch bei RWO spielt, zu tun haben. Wie groß ist da die Vorfreude? Das ist es ja: Ich freue mich wahnsinnig. Deshalb habe ich diese Aufgabe auch angenommen. Wir wollen gemeinsam mit den Nachwuchstrainern Ideen entwickeln, die alle Mannschaften verfolgen. Wir wollen quasi eine RWO-DNA erstellen. Mir schweben da viele Dinge vor. Wir sollten mit einer Sprache sprechen - auf und neben dem Platz. Auf dem Platz will ich ein Rot-Weiß Oberhausen sehen, das frech, offensiv und mutig agiert. Das einen attraktiven Fußball spielt. Auf Kampf und Krampf, Ergebnisverwaltung, auf diese Dinge habe ich keine Lust.
Man sagt doch so oft, dass im Jugendbereich die Resultate zweitrangig wären... Damit kann ich nichts anfangen. Am Ende des Tages treiben wir Sport. Und Sportler wollen immer gewinnen. Klar, im Revier-Cup, der bis zur U14 gespielt wird, muss man das nicht so eng sehen. Denn bis zur U14 kann keine Mannschaft auf oder absteigen. Da geht es rein um die Entwicklung der Jungs. Aber in der U17 oder U19 zählt ganz klar auch das Ergebnis. Es kommt aber immer auf das Wie an. Ich nenne Ihnen mal ein Beispiel.
Bitte... Ich habe mal ein U13-Spiel von RWO gegen Duisburg gesehen, welches Duisburg knapp gewonnen hat. Die ganze Zeit haben die Jungs nur lange Bälle geschlagen und sich hinten reingestellt. Als der Schlusspfiff ertönte, haben sie wie die Weltmeister gefeiert. Da bin ich zum Trainer, den ich kannte, gegangen und habe ihn gefragt, ob das sein Ernst wäre. Denn mit so etwas kann ich mich nicht identifizieren. In der U13 geht es noch um Kinder. Kinder sollen und müssen sich weiterentwickeln. Wenn ich aber von der U13 an nur lange Bälle spielen, dann gute Nacht.
Wie wird Ihr Kontakt zur ersten Mannschaft sein? Sehr eng. Da freue ich mich, dass wir mit Patrick Bauder und Dimitrios Pappas zwei Jungs am Werk haben, die sich sehr gut auskennen. Dazu kommt auch noch, dass wir uns alle sehr gut kennen und schätzen. Die erste Mannschaft wird immer das Aushängeschild des Vereins bleiben. Letztendlich arbeiten wir alle für unsere Profis. Wir wollen eine hohe Durchlässigkeit von der U19 zur Ersten haben. In den letzten Jahren waren Tarik Kurt, Justin Heekeren und Marvin Lorch eigentlich die einzigen Spieler, die es geschafft haben. Am Ende konnte sich aber auch nur Kurt so richtig durchsetzen. Das muss sich ändern. Das ist ein großes Ziel von mir.
Warum ist das so wichtig? Weil man so die Spieler nach Oberhausen locken kann. Und: man kann die Jungs auch mal ein paar Jahre halten. Wenn sie sehen, dass bei RWO auf den Nachwuchs gesetzt wird und das nicht nur erzählt, sondern auch praktiziert wird, dann sind wir eine gute Adresse. Und das wollen wir sein.
Was passiert eigentlich, wenn in wenigen Wochen oder Monaten ein Zweit- oder Drittligist bei Mike Terranova anklopft?
(lacht) Das wird erst einmal nicht passieren. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mein Wort halte. Ich habe richtig Bock auf die Aufgabe und denke gar nicht an andere Vereine, sondern bin schon mit dem Kopf bei der Kaderplanung. Wir starten am Samstag mit dem Klein-Gruppen-Training bei der U17 und U19. Da werden wir schon versuchen einige Probespieler unter die Lupe zu nehmen. Darauf brenne und freue ich mich. Wir wollen in der Saison 2020/2021 ein gutes, erfolgreiches Jahr im Nachwuchsleistungszentrum spielen.