Wenn am kommenden Samstag der FC Schalke 04 bei Borussia Dortmund antritt, dann ist das alles andere als ein normales Derby. Nicht nur aus sportlicher Sicht wissen beide Teams nach acht Wochen Pause nicht, wo sie stehen. Auch für die Fans beider Vereine fehlt nahezu alles, was ein Derby eben ausmacht. Die Rivalität auf den Rängen, die Anspannung schon am Morgen, die von Minute zu Minute größer wird. Das "wir" gegen "die" wird eben nur auf dem Rasen ausgetragen. Die Ultras Gelsenkirchen sehen in den Geisterspielen bis zum Wochenende aber auch eine Chance.
"Bereits nach dem ersten Geisterspiel zwischen Mönchengladbach und Köln wurden Stimmen laut, dass dies nicht mehr viel mit Fußball zu tun hatte. Die Geisterspiele werden deutlicher als je zuvor erkennen lassen, dass der Fußball von seinen Fans lebt. Sie sind das Herzstück des Volkssports" schreibt die Schalker Fanorganisation in seinem Organ "Blauer Brief".
Fußball verliere Glaubwürdigkeit und Vorbildfunktion
Vor der Corona-Krise habe man sich vor allem mit Dietmar Hopp beschäftigt, erinnern die Fans. "Corona hielten alle noch für eine kurzzeitige, mediale Hysterie und das größte Problem in Fußballdeutschland waren Plakate gegen Dietmar Hopp", erklären sie süffisant. Dennoch sei jetzt eine Möglichkeit zur Korrektur gegeben, auch wenn die Entscheidung, die Saison auf diesem Weg zu Ende zu bringen, kritisch hinterfragt werden müsse.
"Seit vergangenem Montag dürfen Restaurants und Geschäfte wieder öffnen, allerdings unter Einhaltung von strikten Hygiene- und Abstandsvorschriften. Bars und Kneipen hingegen müssen teilweise weiterhin geschlossen bleiben und somit um ihre Existenz fürchten. Unter diesen Aspekten ist es mehr als zwiespältig, dass in der Bundesliga wieder der Ball rollen darf", meinen sie.
Der Fußball verliere aus Sicht der Ultras dadurch ein großes Stück Glaubwürdigkeit und Vorbildfunktion. Dennoch böten die nun folgenden Geisterspiele den Fans neue Möglichkeiten. "Aber diese Geisterspiele sind auch eine Chance. Eine Chance für uns Fans. Und vielleicht findet bei den Vereinen und Verbänden ein Umdenken im Umgang mit dem Herzstück statt", hoffen sie. "Auch wenn das Verhalten vor der Pandemie, wenig Hoffnung in diesem Gesichtspunkt zulässt, so bleibt dennoch ein ganz kleines Fünkchen vorhanden." Dennoch sei eine Chance gewesen, das kaputte System "Bundesliga" ein Stück weit zu konsolidieren.