Kurz vor der Halbzeit war bei den 600 mitgereisten Fans des MSV Duisburg der Frust in Galgenhumor umgesprungen. 43 Minuten hatten sie ihre Mannschaft im eiskalten GP Stadion am Hardtwald des SV Sandhausen lautstark unterstützt. Dann aber kullerte eine Ecke flach durch den Strafraum und zum 0:2 ins Tor. „Wir fahren weit, wir fahren viel und wir verlieren jedes Spiel“, hallte es aus dem Auswärtsblock.
In der Tat: Der letzte Sieg in der Fremde datiert vom 29. April: ein 4:0 bei der SpVgg Bayreuth - ihrerseits mittlerweile Regionalligist. Nach der verdienten 0:2-Auswärtspleite am Samstag dürfte bei den Duisburgern die Angst immer größer werden, dass ihnen ein ähnliches Schicksal bevorsteht. Sechs Punkte beträgt der Rückstand auf das rettende Ufer. Gewinnt der VfB Lübeck am Sonntag gegen Arminia Bielefeld, könnten es sogar acht sein.
Trainer und Spieler des MSV Duisburg wollen die Hoffnung nicht aufgeben. „Ein Spiel weniger“ Hoffnung hat Boris Schommers, sagte er nach dem Spiel. „Wir hatten uns viel vorgenommen, wir hatten Selbstvertrauen getankt im Testspiel. Das haben wir uns selbst zerstört. Jetzt ist Gott sei Dank nur vier Tage Zeit, um es in Saarbrücken besser zu machen.“
Ich war bei den Fans, habe mit ihnen gesprochen, habe ihnen gesagt, was unser Weg ist und wofür ich sorgen werde
Boris Schommers
Es besser machen. Schommers spricht immer wieder von einem Prozess, von kleinen Schritten. Betrachtet man sich die ersten fünf Ligaspiele unter seiner Leitung, benötigt es aber einen Weitsprung. Die Offensive ist harmlos, hat bislang lediglich ein Elfmetertor und ein Eigentor erzwungen und die schlechteste Angriffsreihe der 3. Liga.
Gegen Sandhausen durften sich nach Phillip König, Chinedu Ekene, Benjamin Girth und Alexander Esswein nun mit Robin Müller und Verteidiger Sebastian Mai die nächsten im Angriff probieren. Ohne Erfolg. „Momentan ist es egal, wer in der Box steht“, sagte selbst Schommers über die mangelnde Chancenerarbeitung.
Und die Defensive? Die hat nach zwischenzeitlichen Fortschritten nun wieder vier Tore in zwei Spielen kassiert und bei Standards wieder ihre Anfälligkeit gezeigt. Was also macht Hoffnung, dass es gegen den 1. FC Saarbrücken besser wird? „Die Mannschaft, alles. Wir arbeiten wirklich hart dafür, dass irgendwann mal wieder was rausspringt“, sagte Vincent Müller. „Es gibt nichts anderes, es gibt nur eine Möglichkeit. Weiter daran arbeiten, dass irgendwann der Knoten platzt mit einem Sieg. Dann bin ich auch zuversichtlich, dass wir auch nochmal mehr Selbstvertrauen bekommen. Wir brauchen mal ein klares Erfolgserlebnis für die Köpfe. Der Mut und die Hoffnung sind definitiv noch da.“
Und die Fans. „Bis zum Ende, auch wenn die Lichter ausgehen“, wie sie auf einem Banner vor dem Spiel deutlich ausdrückten. „Dafür müssen wir uns an der Stelle bedanken, dass sie die weite Reise angetreten sind. Trotz der Situation, in der wir waren, haben sie 90 Minuten performt. Lautstark performt,“ sagte Schommers und gelobte Besserung: „Ich war bei den Fans, habe mit ihnen gesprochen, habe ihnen gesagt, was unser Weg ist und wofür ich sorgen werde.“
Wie genau der Weg aussieht, wolle er nicht sagen. Bleibt nur zu hoffen, dass er den MSV nicht in die Regionalliga führt...