Vor dem Derby gegen Borussia Dortmund II (Sonntag, 19. Februar, 14 Uhr, RevierSport-Liveticker) herrscht bei Rot-Weiss Essen nicht die allerbeste Stimmung.
Nach dem 0:1 bei Viktoria Köln wurde die Mannschaft erstmals in dieser Saison von einem Teil der Fans kritisiert. Diese äußerten ihren Unmut über den Auftritt in Köln mit lautstarken Rufen - "Wir wollen Euch kämpfen sehen". Trainer Christoph Dabrowski äußerte sich bereits zu der Fan-Kritik.
Nun bezieht auch Marcus Uhlig, Vorstandsvorsitzender des Drittligisten, Stellung zu der aktuellen sportlichen Lage, der Fan-Kritik sowie zu einem Notfall-Plan für die Regionalliga.
Marcus Uhlig, aus neun Spielen ohne Niederlage sind es plötzlich sieben Partien ohne Sieg geworden: Wie bewerten Sie diese Serien und die aktuelle Ausgangslage von RWE im Abstiegskampf?
Diese Serie aus neun Spielen ohne Niederlage sollten wir allesamt abhaken. Sie wurde mir öffentlich sowieso zu stark, zu positiv thematisiert. Und ich glaube, dass dadurch dem einen oder anderen vielleicht auch etwas zu viel Sand in die Augen gestreut wurde. Aktuell haben wir uns mit der von Ihnen genannten zweiten Serie auseinanderzusetzen. Das ist unser Thema. Fakt ist, dass wir seit sieben Spielen nicht mehr gewonnen haben. Den letzten Sieg haben wir Anfang November in Oldenburg eingefahren. Jetzt ist Mitte Februar. Wir haben also seit dreieinhalb Monaten nicht mehr gewonnen.
Zur internen Planung gehört selbstverständlich auch ein Plan-Szenario für die Regionalliga. Alles andere wäre komplett fahrlässig. Aber trotzdem gilt es, ab sofort wieder bei allen die Sinne maximal dafür zu schärfen, damit dieser Plan in der Schublade bleiben kann
Marcus Uhlig
Wo sehen Sie die sportlichen Gründe für diese Misere?
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass wir uns seit den fünf Toren in Oldenburg sehr schwer damit tun, Chancen zu kreieren. Und bei den wenigen Chancen, die wir kreieren, sind wir im Abschluss nicht zwingend genug. Die drei Tore, die wir zwischen Oldenburg und Köln geschossen haben, entsprangen allesamt aus Standard-Situationen. Diesen Trend gilt es schnellstmöglich zu brechen, um unsere nach wie vor gute Ausgangslage nicht weiter zu verschlechtern.
Nach dem Spiel gegen Viktoria Köln hörte man seit langer Zeit wieder Unmutsbekunden aus dem RWE-Fan-Block. Können Sie diesen Ärger nachvollziehen?
Ja, ich kann absolut nachvollziehen, dass unsere Fans sauer waren. War ich ja selbst auch. Ich habe aber nach dem Schlusspfiff in Köln am Montag wirklich niemanden bei uns gesehen, der nicht stinksauer war. Inklusive Sportdirektor, Trainer, Staff und Spieler.
Glauben Sie, dass das Ergebnis gegen Borussia Dortmund II am Sonntag im Hinblick auf die Stimmungslage im Umfeld für die nächsten Wochen entscheidend sein wird?
Es kann im Fußball immer schnell gehen, besonders in dieser 3. Liga. Deshalb sollten wir schnellstmöglich damit anfangen, wieder Spiele zu gewinnen, um nicht weiter unten reinzurutschen. Und mit Blick auf Sonntag möchte es positiv formulieren: Wir kennen doch alle die Hafenstraße. Stimmen Leistung und Ergebnis gegen den BVB, dann erleben wir stimmungsmäßig einen turn around.
Was hat Ihnen bei Viktoria Köln im RWE-Spiel missfallen und was erwarten Sie am Sonntag von der Mannschaft?
Das Spiel in Köln hat mir insgesamt gar nicht gefallen. So gut die Leistung zuvor gegen den MSV war, so schlecht war sie am Montag in Köln. Ich glaube, das wissen aber auch alle. Mir hat diese maximale Bereitschaft gefehlt, das letzte Quäntchen, auch wirklich alles zu investieren. Diesen Schritt, diesen Meter mehr zu laufen. Diese Gier, hier und heute unbedingt drei Punkte mitnehmen zu wollen, hat man jedenfalls nicht wirklich gespürt.
Ein Teil der Fans warf der Mannschaft nach dem Köln-Auftritt mangelnden Kampf und Einsatz vor - Sie auch?
Ich glaube wiederum nicht, dass man der Mannschaft vorwerfen kann, dass sie nicht gekämpft hat. Aber zwischen „kämpfen“ und „wirklich alles reinwerfen“ liegt schon noch ein Unterschied. Christoph Dabrowski hat nach dem Spiel gesagt, dass man in der 3. Liga ein Problem bekommt, wenn diese Bereitschaft nicht bei 100, sondern vielleicht nur bei 99,5 Prozent liegt. Damit hat er es, wie ich finde, auf den Punkt gebracht. So wird es nicht reichen. Das muss sich ändern, wenn wir wieder zurück in die Erfolgsspur kommen wollen. Und damit sollten wir idealerweise gegen Dortmund anfangen. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass ich unserer Mannschaft genau das absolut zutraue. All diese geforderten Attribute trägt sie eigentlich in sich. Und ich bin guter Hoffnung, dass sie das gegen den BVB auch wieder umsetzen wird.
16 Spiele sind noch zu absolvieren und RWE hat einen Fünf-Punkte-Vorsprung auf die Abstiegsplätze - trotzdem die Frage: Gibt es eine Art Notfall-Plan für die Regionalliga oder ist das ein Tabu-Thema? Zur internen Planung gehört selbstverständlich auch ein Plan-Szenario für die Regionalliga. Alles andere wäre komplett fahrlässig. Aber trotzdem gilt es, ab sofort wieder bei allen die Sinne maximal dafür zu schärfen, damit dieser Plan in der Schublade bleiben kann.