Vorweg: Respekt an Daniel Heber, dass er viereinhalb Jahre Rot-Weiss Essen die Stange gehalten hat. Und das obwohl er immer wieder Anfragen und auch unterschriftsreife Angebote vorliegen hatte.
Mal war es Borussia Dortmund II, im Sommer 2021 Hansa Rostock, Holstein Kiel sowie der 1. FC Magdeburg und im vergangenen Sommer Fortuna Düsseldorf. Auch wenn Heber sich letztendlich für eine Vertragsverlängerung bei RWE bis 2025 entschied und auch Kapitän wurde, geht er nun - nach Magdeburg. Warum?
Ganz einfach: Wenn man sich diese Frage stellt, ob im Fußball oder der freien Wirtschaft, dann liegt die Antwort nahe: Das Geld ist entscheidend. Denn nach RevierSport-Informationen war Heber zwar bei RWE schon Topverdiener und monatlich in einem fünfstelligen Brutto-Bereich, doch in Magdeburg wird dieses Gehalt noch einmal getoppt, inklusive einer längeren Vertragslaufzeit bis 2026 - plus Option auf ein weiteres Jahr.
Da kann man schon einmal als frisch verheirateter und gebackener Familienvater schwach werden. Hinzu kommt, dass Heber im Juli 29 Jahre alt wird. Da muss er als Familien-Oberhaupt nun zusehen, wie er in den nächsten drei, vier Jahren noch das meiste für sich und seine Liebsten herausholen kann. Ein Vertrag bis 2026 bei einem Zweitligisten ist da nicht die schlechteste Wahl.
Und sportlich? Ja, nicht nur monetär lohnt sich für Heber der Wechsel. Denn sportlich trifft er in Magdeburg auf seinen ehemaligen Essener Trainer Christian Titz. Dieser war bekanntlich schon zu seiner RWE-Zeit ein großer Fan von Heber, der eine Art Lieblingsschüler Titz' war.
Bleibt nur die Frage, ob Fußballlehrer Titz sich hier bei Heber nicht verzockt. Denn die Ablösesumme, nach RevierSport-Informationen rund 300.000 Euro plus eventuell 50.000 Euro Boni, falls Heber auf einen bestimmte Anzahl an Spielen kommen sollte, hat es in sich. Und Heber hat schließlich keinerlei Zweitliga-Erfahrung.
Und seine Leistungen in der 3. Liga ließen wirklich zu wünschen übrig. Zu Beginn der Saison war die Performance Hebers, wie der der ganzen RWE-Mannschaft, katastrophal. Er bezahlte, wie seine Kollegen, Lehrgeld in der 3. Liga. RWE stabilisierte sich und Heber auch. Dennoch war er immer wieder gut für einen Bock, auch schon zu Regionalligazeiten. Der Topspieler, der er in Liga vier war, konnte er im ersten Drittliga-Halbjahr nie sein. Warum er das plötzlich in der 2. Bundesliga sein soll und die schwächste Defensivreihe des deutschen Fußball-Unterhauses - 33 Gegentore in 17 Spielen - zusammenhalten soll, wird allen voran wohl Christian Titz wissen bzw. hoffen, dass das mit Heber funktioniert.
RWE könnte noch in diesem Winter ein, vielleicht auch zwei Spieler holen
Während in Magdeburg viel Hoffnung in Heber gesetzt wird, kann man in Essen zufrieden sein. Der Heber-Verkauf ist ein gutes Geschäft für Rot-Weiss Essen. Ein Spieler, der in der 3. Liga nicht auf sein bestes Niveau kommen konnte und auch gehen wollte, ist weg. Für eine richtig gute Ablösesumme, immer in Drittliga-Verhältnissen gedacht. Dafür kann RWE sicherlich einen, vielleicht auch zwei Spieler holen, die die Mannschaft verstärken. Eventuell schon in diesem Winter, als möglichen Vorgriff für den Sommer wie es die Verantwortlichen immer wieder gerne betonen. Nach RS-Informationen beschäftigt sich RWE in diesen Tagen bereits mit zwei interessanten Kandidaten. Das Transferfenster hat schließlich noch bis zum 31. Januar geöffnet...