Als die 1.000 MSV-Anhänger den Gästeblock im Straelener Stadion an der Römerstraße betreten hatten, waren sie noch guter Dinge. 90 Minuten später war die Stimmung ins Gegenteil gekippt. Die Zebra-Anhänger wollten die Mannschaft zur Rede stellen. Doch die Spieler waren schon auf dem Weg zur Kabine - allen voran Moritz Stoppelkamp. Der Kapitän hatte den Platz als einer der Ersten unmittelbar nach Abpfiff verlassen.
„Wir haben die Schnauze voll“ und „Wir sind Duisburger und ihr nicht“, war aus dem Gästeblock zu hören. Als die Spieler dann nach einigen Minuten doch noch vor die Tribüne traten, mussten sie sich einiges anhören. Währenddessen ordnete Ingo Wald die Pokal-Blamage ein. Die Schmach von Wuppertal vor ziemlich genau einem Jahr bezeichnete der Präsident noch als „Schande für den MSV Duisburg.“ Großartig anders war seine Wortwahl am Mittwochabend nicht.
„Ich bin fassungslos. Wir haben gerade 300.000 Euro verspielt und das in Zeiten, in denen wir jeden Euro umdrehen müssen“, sagte Wald mit Blick auf die zweite verspielte DFB-Pokal-Teilnahme in Folge.
Und der 64-Jährige wurde noch deutlicher. Aus der Emotion heraus wirkte Wald völlig ergriffen und war sogar den Tränen nahe. „Wir spielen seit zwei Jahren nur Grütze. Wir werden uns morgen mit den Gremien zusammensetzen und alles auf den Prüfstand stellen.“
Scheint so, als würde somit auch die Personalie Hagen Schmidt noch mal zum Thema werden. Der Klassenerhalt in der 3. Liga ist zwar so gut wie sicher. Die Art und Weise, wie die Mannschaft am Sonntag gegen den TSV 1860 München (0:6) und in Straelen aufgetreten ist, rückt die Verantwortlichen wieder in den Fokus der Entscheidungen.
Auf die Frage, ob Schmidt die Mannschaft noch erreichen würde, antwortete der Trainer auf der Pressekonferenz. „Ich glaube schon. Es gibt sicher zwei, drei Leute, wo du siehst, dass sie das Spiel unbedingt gewinnen wollten.“
Beim Großteil seines Teams hat der 52-Jährige diese Einstellung allerdings schmerzlich vermisst. Die Leistungen aus den vergangenen beiden Spielen sprechen nicht gerade für den Trainer. Es wird also wahrscheinlicher, dass die MSV-Führung die Reißleine somit nicht erst nach dem Saisonende, sondern schon in den kommenden Tagen ziehen könnte.
Eine gute Nachricht gab es am Mittwochabend dann doch noch für den MSV: Der Deutsche Fußball Bund hat den Zebras die wirtschaftliche sowie die technisch-organisatorische Leistungsfähigkeit für die Lizenzerteilung zur neuen Drittliga-Saison 2022/23 bestätigt. „Bei den zu erfüllenden Auflagen handelt es sich um die üblichen Standards, die keine großen Hürden darstellen werden“, verdeutlichte Geschäftsführer Peter Mohnhaupt.