Fortuna Köln

Die Südstadt weint bittere Tränen

In der Nacht zum Samstag war der langjährige Präsident der Fortuna, Klaus Ulonska, im Alter von 72 Jahren an Herzversagen gestorben. Dem Gesuch der Kölner das Spiel zu verlegen, gab der DFB nicht statt. Und so endete vor 1.888 Zuschauern am Nachmittag im Südstadion das Drittliga-Spiel gegen Borussia Dortmund II leistungsgerecht mit 0:0. Doch Fußball war an diesem Tage nur eine Marginalie. Die ganze Südstadt trauerte um einen lebensfrohen und herzensguten Menschen.

Allen voran Uwe Koschinat. Der Trainer der Fortuna sprach nach dem Spiel leise, sehr leise. „Die extreme Erschütterung“, die er am Morgen empfunden hatte, als ihn diese bittere Nachricht erreichte, war ihm immer noch anzusehen. Doch der Fußballlehrer fand bewegende und berührende Worte für seinen langjährigen Weggefährten, bevor ihm endgültig die Stimme versagte und er mit Tränen in den Augen abbrechen musste: „Es ist für mich unvorstellbar, dass ein Mensch, der diesen Verein und diese Stadt so unglaublich repräsentiert hat, von uns gegangen ist. Ich habe bei unserer ersten Begegnung im Hänneschen-Theater gleich eine unglaubliche Wärme gespürt, wir hatten sofort eine sehr große Sympathie füreinander. Das hat beide Familien gleichermaßen erfasst. Es hätte von meiner Seite nie die Entscheidung gegeben, hier so lange zu arbeiten, wenn es ihn nicht gegeben hätte. Er hat eine mehrheitlich fantastische Reputation in dieser Stadt genossen. Er hatte eine ganz, ganz hohe Bereitschaft den Menschen zu helfen. Er war kein Sonnenkönig, er hatte ein unglaubliches Herz vor allem für diejenigen, denen es nicht so gut ging. Fortuna hat einen Repräsentanten verloren, der nicht zu ersetzen ist.“

Diese große Lücke, die „Ulle“ hinterlassen hat, war überall spürbar. Als die Partie angepfiffen wurde, wartete man förmlich darauf, dass er mit seinem strahlenden Lächeln, seinem rheinischen Frohsinn und dem legendären Spendenball durch die Reihen kommt, jeden lautstark mit Namen begrüßt und mit einem lockeren Spruch den VIP`s das Geld aus der Tasche zieht. „Machen Sie ihr Portemonnaie auf, oder haben Sie einen Igel in der Tasche“, bedeutete einem Ulonska schon mal unmissverständlich. Bei der Gedenkminute vor dem Anpfiff war die tiefe Trauer förmlich greifbar. Man konnte wirklich eine Stecknadel fallen hören, so ergriffen waren die Zuschauer. „Unfassbar“ war an diesem Tage rund um den Jean-Löring-Sportpark das wohl am meisten ausgesprochene Wort.

Noch am vergangenen Wochenende hatte Ulonska sich mit den Fans auf die Zugreise nach Unterhaching begeben. Ein solches Original wird fehlen. Und die große Anteilnahme an seinem Tode war auch während der 90 Minuten hörbar und sichtbar. Der Fanklub „Mülltonn“ hatte in Windeseile ein Transparent gemacht für den Verstorbenen und die „Eagles“ feierten ihn in schöner Regelmäßigkeit mit „Klaus Ulonska“-Rufen.

Dortmunds Trainer David Wagner, dessen Team das torlose Remis im Abstiegskampf wenig hilft, verhielt sich dem Anlass entsprechend: „Ich möchte gerne aus Anstand und Respekt vor Herrn Ulonska heute auf die Spielanalyse verzichten. Es gibt manchmal wichtigere Sachen als Ergebnisse. Alle Anteilnahme von Borussia Dortmund an die Fortuna und seine Angehörigen.“

Und die Spieler wirkten nach dem Schlusspfiff so, als würden sie erst langsam begreifen, was geschehen ist. Markus Pazurek („Das war für mich sehr schwierig heute“) rang spürbar um Fassung bei seinem Interview auf der Tartanbahn. Ercan Aydogmus erfuhr es im Auto auf dem Weg zum Stadion: „Ich war geschockt. Das ist sehr tragisch für den ganzen Kölner Sport.“ Und Thomas Kraus, der zu Ulonska ein sehr inniges Verhältnis pflegte, bekam die Hiobsbotschaft beim Bäcker: „Wir haben versucht, es im Spiel so gut wie möglich auszublenden und alles zu geben. Es ist jetzt für mich noch ein größerer Schock als es heute Morgen war. Vorgestern habe ich ihn noch wie immer am Auto umarmt. Es ist unfassbar bitter.“

Trotz des Punktgewinnes rutschte die Fortuna von Platz zehn auf Rang 13 in der Tabelle ab. Doch das zählte an diesem Tage alles nicht.