Der FC Schalke 04 ist für Axel Hefer ein anstrengendes Hobby, ein aufwändiges Ehrenamt. Beruflich steigt der 47-Jährige innerhalb des Wettanbieters Tipico auf. Zum 1. Juli 2024 wird Hefer Vorstandsvorsitzender (CEO), bisher war er Chief Operating Officer (COO). Der Firmensitz von Tipico ist auf Malta.
Hefer beerbt bei Tipico Joachim Baca, der den Job acht Jahre lang übernommen hatte und nun in den Aufsichtsrat wechselt. Über seinen neuen Job sagt Hefer: „Tipico hat sich von einem Startup zum definitiven Markt- und Technologieführer im Bereich Sportwetten in Deutschland entwickelt. Ich freue mich darauf, mit dem Tipico-Team und den Eigentümern diese Erfolgsgeschichte fortzusetzen.“
Tipico ist nach eigenen Angaben der führende Sportwetten-Anbieter in Deutschland, hat mehr als 1000 stationäre Annahmestellen. Nach eigenen Angaben beschäftigt die Unternehmsgruppe 1800 Mitarbeiter und über 6000 im Franchise-Netzwerk.
Schalke-Aufsichtsrats-Chef Hefer: Mit Tipico Partner der DFL und des FC Bayern
Auch im Sportsponsoring ist Tipico aktiv. Das Unternehmen ist offizieller Partner der Deutschen Fußball Liga (DFL) und des FC Bayern München. Beide Verträge enden im Sommer 2025. Pikant: Entscheidet sich Tipico beispielsweise für ein neues DFL-Angebot, würde Hefer als Tipico-CEO einen Vertrag aushandeln, von dem Schalke 04 profitieren könnte - oder eben nicht, wenn er schlechter dotiert ist. Ein Interessenkonflikt?
Hefers Job bei Tipico - zuvor hatte er von 2016 bis 2023 für den Reisevermittler Trivago in Düsseldorf gearbeitet - steht schon seit Monaten unter kritischer Beobachtung. Eigentümer CVC Capital Partners war der finale Anwärter auf die viel diskutierte prozentuale Beteiligung an einer Tochtergesellschaft der DFL zur Verwertung von Medienrechten. Fans protestierten wochenlang gegen den Investor und stoppten den Deal. Der FC Schalke 04, der zunächst gegen Verhandlungen mit Investoren gestimmt hatte, hatte seine Meinung als einer der wenigen Klubs bei der zweiten Abstimmung geändert.
Außerdem: Einer von Schalkes Premiumpartnern ist die Tipico-Konkurrent Betway. Der Vertrag endet am 30. Juni - in wenigen Tagen. Über eine Verlängerung des Vertrages, der Schalke viel Geld bringen könnte, ist nichts bekannt. Unabhängig von Tipico hatte auch die Schalker Entscheidung, Hefers Trivago-Kumpel und Freund Matthias Tillmann zum Vorstandsvorsitzenden zu machen, für Kritik an der Vorgehensweise besorgt.
Doch so anstrengend Hefers neue Aufgabe sein mag und Interessenkonflikte mit sich bringt: Es ist nicht bekannt, dass er seine Schalke-Aufgabe aufgibt. Und in der aktiven Fanszene ist Hefer ohnehin unumstritten. Selbst in der existenzbedrohenden Phase im Abstiegskampf zur Dritten Liga kam weder von den Ultras noch vom Supportersclub eine Rücktrittsforderung - trotz des sportlichen Misserfolgs und der Interessenkonflikte.