Es war wie schon häufiger in dieser Saison: Nach einem schwachen Auftritt in der Vorwoche stand der FC Schalke 04 im Heimspiel unter gewaltigem Druck, die Krise nicht noch weiter ausufern zu lassen. Bislang meisterten die Königsblauen diese Herausforderung stets - zuletzt vor zwei Wochen gegen Eintracht Braunschweig. Und auch an diesem Samstagmittag gegen Wehen Wiesbaden wendete S04 eine Eskalation der Situation ab. Wie schon gegen Braunschweig siegte die Mannschaft von Trainer Karel Geraerts mit 1:0, wie schon gegen Braunschweig avancierte Kenan Karaman mit seinem Treffer zum Matchwinner.
Im Vorfeld der Partie hatte Geraerts seine Mannschaft für die enttäuschende Leistung bei Holstein Kiel (0:1) kritisiert. Er habe nicht das Gefühl gehabt, „dass alle begriffen haben, worum es für diesen Klub geht“, meinte der Coach - und krempelte sein Team für das Wiesbaden-Spiel deutlich um. Kapitän Simon Terodde rückte erstmals seit November auf die Bank. Dafür rückten drei frische Kräfte in die Startelf - verknüpft mit einem Systemwechsel. Geraerts setzte auf eine Fünfer-Abwehrkette mit Thomas Ouwejan anstelle des gelbgesperrten Derry John Murkin auf der linken Seite, auf der rechten Schiene erhielt Cedric Brunner den Vorzug für Henning Matriciani. Zudem rückte Timo Baumgartl ins Abwehrzentrum, während der vor der Partie deutlich kritisierte Dominick Drexler es gar nicht erst in den Kader schaffte.
Schalke: Beste Chance der ersten Halbzeit gehört Wiesbaden
Wie viel Druck auf dem Duell mit dem direkten Konkurrenten im Abstiegskampf lag, zeigte die Anfangsphase. Gut zehn Minuten ließ die erste Strafraumszene auf sich warten, ehe Blendi Idrizi den Ball von der rechten Seite scharf vors Tor brachte, Wiesbadens Keeper Florian Stritzel aber rechtzeitig vor dem einschussbereiten Kenen Karaman entschärfte.
Die Entstehung der Chance eine der Ideen offen, die Geraerts mit der Umstellung auf Fünferkette und vier Spielern in der Mittelfeldzentrale verfolgte: Mit Flachpässen wollte sich S04 bis zum gegnerischen Tor kombinieren. Kaum ein Ball wurde lang gespielt. Früchte trug dieser Plan zunächst nicht. Stattdessen hatte Schalke Glück, keinem frühen Rückstand hinterherlaufen zu müssen. Wiesbadens Lasse Günther schüttelte Cedric Brunner am Strafraum im Laufduell ab und bediente Franko Kovacevic im Rückraum. Dessen Abschluss blockte Tomas Kalas vor der Linie (14.).
Es blieb die beste Chance in einer insgesamt zerfahrenen ersten halben Stunde. Seine Offensivbemühungen verlagerte das Geraerts-Team nach der zentrumslastigen Anfangsphase zunehmend auf die linke Seite, wo Kenan Karaman sich immer wieder als Anspielstation für Ouwejan anbot. Gefahr strahlte Schalke allerdings kaum aus. 33 Minuten ließ der erste Torschuss auf sich warten. Und bis auf einen harmlosen Kopfball von Marcin Kaminski kurz vor dem Pausenpfiff blieb Stritzel im SVWW-Tor weiter unterbeschäftigt. Dass der aufgerückte Baumgartl beim Versuch einer Flanke den Rücken von Teamkollege Darko Churlinov traf: ein Sinnbild für die ersten 45. Minuten.
Wiesbaden: Stritzel - Mockenhaupt, Mathisen, Vukotic - Goppel (66. Rieble), B. Jacobsen (74. Fechner), Heußer, La. Günther (57. Catic) - Bätzner, Kovacevic (66. Froese) - Agrafiotis (74. H.-j. Lee)
Tore: 1:0 Karaman (60./Foulelfmeter)
Gelbe Karten: Schallenberg, Tempelmann / Vukotic, Froese
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Zuschauer: 60542 (ausverkauft)
Der insgesamt blasse Auftritt gegen einen zurückhaltenden Gegner machte eine Leistungssteigerung im zweiten Durchgang dringend erforderlich. Das dürfte auch Geraerts gewusst haben, der vorerst auf Wechsel verzichtete. Besserung trat allerdings nicht ein. Zwar presste Schalke nun höher, fand jedoch weiterhin kein Mittel gegen die Wehen-Defensive - und allmählich breitete sich Unruhe auf den Rängen aus.
Fehler wie ein haarsträubender Pass von Kaminski (55.) sorgten für ein lautes Raunen auf den Rängen, das dann plötzlich angespannter Stille und schließlich Jubel wich: Wiesbadens 2,01-Meter-Riese Aleksandar Vukotic foulte Darko Churlinov im Strafraum, Schiedsrichter Deniz Aytekin entschied auf Elfmeter. Karaman verwandelte sicher im rechten Eck (60.) und sorgte für kollektives Aufatmen in der Veltins-Arena.
Auch dem Personal auf dem Rasen verlieh das 1:0 erkennbar Sicherheit. Den Gelsenkirchenern - mit dem direkt nach der Führung eingewechselten Terodde - bot sich durch einen strammen Distanzschuss von Paul Seguin die Chance aufs zweite Tor. Und die zarten Offensivbemühungen der Gäste stellten Schalke vor keine Herausforderung. Bis zum Spielende ließ die Defensive keine Torchance der Wiesbadener zu. Nur bei einem strittigen Zweikampf in der Nachspielzeit im eigenen Strafraum hatte Schalke Glück, dass ein Strafstoß-Pfiff ausblieb. So blieb es beim 1:0-Sieg, der den Knappen vor dem Flutlichtspiel beim 1. FC Magdeburg am kommenden Samstag wieder etwas Luft im Abstiegskampf verschafft.