Guido Burgstaller hatte alles gegeben. Er war gerannt, er hatte gekämpft. Mit jeder Faser seines Körpers hatte der frühere Schalker Stürmer unbedingten Willen signalisiert. Einen Willen, der auf seine Mannschaft überschwappte. Und so gelang dem Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli am Dienstagabend die Sensation: Sie gewann im Achtelfinale des DFB-Pokals mit 2:1 (2:0) gegen Borussia Dortmund – den Titelverteidiger, den haushohen Favoriten.
Burgstaller hatte großen Anteil daran. Unter anderem führte sein Konter in der 40. Minute zum 2:0 für den Kiezklub – weil BVB-Verteidiger Axel Witsel seine Hereingabe ins eigene Tor lenkte. Bei seiner Auswechslung in der 90. Minute holte sich Burgstaller erschöpft, aber mit einem breiten Grinsen den Applaus von den 2000 zugelassenen Zuschauern auf den Rängen ab – der 2:1-Sieg gegen den BVB war da schon mehr als zum Greifen nahe.
"Dass unsere Fans immer für gute Stimmung sorgen, hat man schon zuletzt gesehen“, sagte Burgstaller hinterher, „aber es ist wirklich schade, dass das Stadion heute nicht voll sein konnte. Alle Fans hätten sich das verdient. Aber auch zu allen, die heute hier waren, kann man nur ,Danke‘ sagen, es hat richtig viel Spaß gemacht.“
Burgstaller von Schalke-Fans für Mentalität geschätzt
Nach dem Sieg über den BVB zeigte sich Burgstaller, der von 2017 bis 2020 für den FC Schalke in der Bundesliga aufgelaufen war, erstaunlich gefasst, sprach von harter Arbeit und man könne „stolz als St. Pauli“ sein. „Natürlich brauchst du gegen so einen Gegner auch Spielglück, das hatten wir zu Beginn. Dortmund hatte gleich zwei, drei gute Möglichkeiten, mit denen sie hätten in Führung gehen können. Dann haben wir aber mit der ersten Chance das erste Tor gemacht und mit der zweiten gleich das 2:0 nachgelegt. Dann haben wir das leidenschaftlich weggekämpft.“
Für diese Kämpfer-, diese Malochermentalität schätzten auch die Fans auf Schalke den heute 32 Jahre alten Österreicher. Dass er nun seinen Anteil daran hatte, den BVB, den großen Schalker Revierrivalen, aus dem Pokal zu werfen, gefiel manch einem Schalke-Fan. „Das ist heute ein #Burgstaller wie zu seiner besten Zeit bei #Schalke!“, twitterte etwa @Flo__1904.
Burgstaller schweigt zum BVB, freut sich aufs Derby
Burgstaller, der sich noch immer gerne an die mitunter sehr emotionalen Spiele mit dem FC Schalke erinnert, ließ sich jedoch nicht zu Scharmützeln gegenüber dem BVB hinreißen. Nach dem Spiel antwortete er auf die Frage, ob er von dem Auftritt des BVB oder dass Stürmerstar Erling Haaland kaum zu sehen war, überrascht war: „Ich glaube, es steht mir nicht zu über Dortmund zu sprechen. Ich kann nur über uns sprechen – und wir haben das gut gemacht.“
Kein böses Wort, keine Gehässigkeit, kein Nachtreten – ein respektvoller Umgang als Gewinner mit dem Verlierer.
Gedanken zum Derby hatte Burgstaller dennoch. Nur ging es dabei nicht wie einst um das Revierderby Schalke gegen den BVB. Am Freitag tritt sein Klub FC St. Pauli zum Zweitliga-Duell gegen den Stadtrivalen Hamburger SV – der nach einem kuriosen Elfmeterschießen gegen den 1. FC Köln ebenfalls das Pokal-Viertelfinale erreicht hat – an. „Ich bin schon voll heiß darauf und die Jungs sind es auch“, sagte Guido Burgstaller. „Wir müssen jetzt schauen, dass wir gut aus der Partie rauskommen und freuen uns dann auf Freitag.“
Wie wertvoll ein Kämpfer wie Guido Burgstaller in einem Derby sein kann, das wissen die Fans des FC Schalke nur zu gut.