Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder hat dem Vereinsmagazin des FC Schalke 04 ein sehr persönliches Interview gegeben. Darin hat er einen Einblick in seine eigene Situation gegeben und erneut um etwas Geduld bei Gestaltung des neuen S04 geworben. Er selbst spüre den Druck und seine Verantwortung dem Verein gegenüber.
„Das Thema Entwicklung im Fußball ist kompliziert, weil fast wöchentlich abgerechnet wird“, sagte er dem „Schalker Kreisel“. „Das Ergebnis vom Wochenende wird gerne als Entwicklung definiert.“ Dabei sei auf Schalke nach dem Mega-Umbruch weiterhin Geduld beim Neuaufbau erforderlich.
Aktuell sollten wir uns nicht zu sehr am Parameter festklammern, schönen Fußball spielen zu müssen. Am Ende wird auch das sehr wichtig sein, aber momentan ist Pragmatismus gefragt.
Rouven Schröder
Auch das Thema attraktiver Fußball werde auf Schalke irgendwann angegangen, habe aber angesichts der Gesamtsituation und des totalen Neuaufbaus der Mannschaft zunächst keine Priorität. Zunächst einmal gehe es darum, eine dauerhafte Stabilität ins Team und das Gesamtgefüge zu bekommen. „Aktuell sollten wir uns nicht zu sehr am Parameter festklammern, schönen Fußball spielen zu müssen“, sagte Schröder. „Am Ende wird auch das sehr wichtig sein, aber momentan ist Pragmatismus gefragt.“
Man wisse, wie schnell der Hebel auf Schalke nach Erfolgen in Richtung Euphorie umschlage, aber die S04-Fans brauchten keine Sorge zu haben, dass dieses auch den Verantwortlichen passiert. Man registriere sehr wohl, wenn Spiele – auch gewonnene – nicht ganz rund laufen. Das gelte aber eben auch im Fall einer Niederlage. „Im Moment müssen wir das Glas halb voll bekommen, denn auch nach einer Niederlage wird es weiter halb voll und eine Rationalität gefragt sein, Dinge intern sachlich zu benennen. Alles andere fällt dir sonst irgendwann auf die Füße.“
Druck ist dauerhaft da. Früher dachte ich immer, wenn du zwölf Stunden im Büro sitzt, denken die Leute, der macht viel. Aber das Kopfkino läuft den ganzen Tag, wo du auch bist
Rouven Schröder
Schröder selbst spüre den Druck, der auf ihm lastet den riesigen Umbruch mit seinen Mitstreitern zusammen für den Verein hinzubekommen. „Druck ist dauerhaft da. Früher dachte ich immer, wenn du zwölf Stunden im Büro sitzt, denken die Leute, der macht viel. Aber das Kopfkino läuft den ganzen Tag, wo du auch bist.“ Das spüre mitunter auch seine Familie, die in Anbetracht der Herkulesaufgabe manchmal etwas zu kurz komme. „Da merkt die Familie, du sitzt am Tisch, aber irgendwie auch nicht, weil du grübelst, ob du deine Pläne abgebildet bekommst, weil deine Stimmung damit steht und fällt.“
Als Sauerländer sei er bereits früh mit der Emotion der Schalke-Fans in seinem Umfeld in Berührung gekommen und habe immer darüber gestaunt – auch über die heftigen Ausschläge, wenn Sieg oder Niederlage über die Stimmung eines ganzen Wochenendes entschieden hätten. Inzwischen sei er selbst davon gepackt worden. „Du verstehst, wie die Menschen Schalke leben und durch diese Nahbarkeit ist man schnell auf einem guten gemeinsamen Level, etwa bei der Einstellung: „Wir schaffen das gemeinsam – die hauen wir weg.“
Nach dem Ende der Transferperiode mit seinen 30 Abgängen und 16 Zugängen habe er sich zudem eine Mythos-Tour durch den Stadtteil Schalke gegönnt. „In der Glückauf-Kampfbahn habe ich alles aufgesaugt: diese Katakomben, die Gerüche, der riesige Tisch umgeben von Holzvertäfelung. Und wenn du dann auf dem alten Schalker Markt stehts, über den du das Lied so oft gehört hast, ist spürbar, was Schalke allein den Menschen in Gelsenkirchen bedeutet.“
Sein Auftrag ist es nun, diesen Menschen ihren Fußballstolz zurückzugeben.