Wenn Sebastian Neumann für den Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg spielen wird, werden die Zebras mit Zwölf gegen Elf spielen. Denn der Neuzugang, der von den Würzburger Kickers kommt, betritt das Spielfeld nie alleine. „Mein Schutzengel ist immer dabei“, sagt der Innenverteidiger.
Sebastian Neumann stand vor drei Jahren vor dem Ende seiner Laufbahn. Der heute 27-Jährige spielte damals beim VfR Aalen. Bei einer Routine-Untersuchung stellten die Ärzte eine Herzerkrankung fest. Neumann, der zuvor nie Probleme mit dem Herzen hatte, durfte keinen Sport mehr treiben. „Das war ein Schlag für mich“, blickt der gebürtige Berliner zurück. Als er vom damaligen Stuttgarter Drittligaspieler Daniel Engelbrecht, der sich einen Defibrillator einsetzen ließ, hörte, schöpfte Neumann wieder Mut. Er unterzog sich der Operation, die ihm die Fortsetzung seiner Karriere ermöglichte.
Das Wort Defibrillator mag Neumann nicht, er spricht lieber von „meinem Schutzengel“. Anfangs sei es ein mulmiges Gefühl gewesen, sagt Neumann, fügt aber an: „Ich habe hart an mir gearbeitet. Mittlerweile denke ich nicht mehr daran. Es gehört zum Alltag. Ich bin glücklich.“ In Deutschland ist Neumann derzeit der einzige Profi, der mit einem Defibrillator spielt. Daniel Engelbrecht (27), der an einer anderen Herzerkrankung leidet, musste seine Laufbahn unlängst beenden. Er wird Jugendtrainer beim VfL Bochum.
Beim MSV Duisburg freut er sich auf die Rückkehr in die 2. Liga. In Würzburg spielte er in der vorletzten Saison bereits im Bundesliga-Unterhaus, stieg dann aber mit den Franken ab. Nachdem der Wiederaufstieg nicht geklappt hatte, entschied er sich für einen Wechsel. Die Würzburger Fans hatten Neumann in den letzten zwei Jahren in ihr Herz geschlossen. Am Main stieg Neumann zum Führungsspieler, zum Kapitän und zum unverzichtbaren Leistungsträger auf.
Jetzt muss er wieder bei Null anfangen und sich seinen Status neu erarbeiten. Neumann kommt damit zurecht: „Ich kann mich unterordnen. Ich werde um meinen Platz kämpfen. Vorübergehend lebt der neue MSV-Spieler noch im Hotel, spätestens nach der Vorbereitung will er eine dauerhafte Bleibe gefunden haben. Seine Frau und die beiden Söhne (drei Jahre und vier Monate) sollen bald nachkommen. Dem Profi ist das wichtig: „Ich bin ein Familienmensch.“