Daniel Stendel ist bei Bundesliga-Absteiger Hannover 96 wohl nur noch ein Trainer auf Abruf. Weil der Motor im Aufstiegsrennen stottert, ließ sich Heldt nach dem enttäuschenden 0:0 beim FC St. Pauli erneut alle Optionen offen. Ein Umstand, den Ewald Lienen als "skandalös" empfindet.
"Wir werden die Eindrücke sammeln, diese bewerten und dann eine Entscheidung treffen. Natürlich werde ich mich auch mit Martin Kind austauschen", sagte Heldt nach dem Spiel in Hamburg am Samstag. Auch am Sonntagmorgen deutete beim Zweitligisten vieles darauf hin, dass es für Stendel nicht mehr weitergeht. Heldt ließ die Gelegenheit verstreichen, dem Trainer öffentlich den Rücken zu stärken.
Trotz Tabellenplatz vier und aller vorhandenen Chancen kursieren längst die Namen von möglichen Nachfolge-Kandidaten um die HDI-Arena: Neben Holger Stanislawski werden auch der Ex-Gladbacher André Schubert und André Breitenreiter genannt. Ein Coach, mit dem Heldt schon bei Schalke 04 zusammenarbeitete.
Wie wenig kompromissbereit Präsident Kind auf der Mission direkter Wiederaufstieg ist, bekamen vor zwei Wochen bereits Sport-Geschäftsführer Martin Bader und der Sportlichen Leiter Christian Möckel zu spüren. Beide mussten überraschend gehen, als große Nachfolge-Lösung präsentierte Kind den langjährigen Schalke-Manager Heldt.
Und der 47-Jährige machte von Anfang an keinen Hehl daraus, Stendel kritisch zu hinterfragen. "Fußball ist Tages-Geschäft. Man kann Leistung planen, aber keine Ergebnisse", sagte Heldt der Bild-Zeitung: "Und die sind elementar wichtig. Danach richten sich Entscheidungen, nicht ausschließlich, aber oft."
Die nun schon wochenlang anhaltenden Gerüchte um eine Ablösung Stendels riefen am Samstag auch St. Paulis erfahrenen Coach Lienen auf den Plan. "Wie kann man in dieser Situation eine Trainerdiskussion führen?", fragte der Trainer der Kiezkicker nach der umkämpften Partie am Millerntor, und wurde dann noch deutlicher: "Das ist für mich skandalös, lächerlich."
Der Druck bei den Niedersachsen ist seit Saisonbeginn enorm groß. Präsident Kind hat die direkte Rückkehr in die Bundesliga immer und immer wieder als "alternativlos" bezeichnet, die zuletzt schwankenden Leistungen gefielen dem 72 Jahre alten Unternehmer überhaupt nicht. Sein Anspruch ist es, die schwierige Relegation zu vermeiden und einen direkten Aufstiegsplatz zu ergattern. Mit oder ohne Daniel Stendel.