Das war zu Zeiten, als der Jugend-Nationalspieler fast täglich mit einem neuen Verein in Verbindung gebracht wurde. Schlagzeilen wie „Goretzka nach Barcelona, Madrid oder Inter Mailand“ steigern halt die Auflage. Erst recht, wenn dann noch Schalkes Manager Horst Heldt verkündet, dass auch der FC Schalke 04 in Sachen Goretzka „den Hut in den Ring“ geworfen hat. Wen schert es da noch, dass Goretzka immer wieder aufs Neue betont hat, er werde aus schulischen Gründen zumindest noch in der kommenden Spielzeit das Trikot des VfL tragen.
Doch seit Wochen ist der 18-Jährige „out“. Peter Neururer, der „Große aus der Nachbarstadt“, hat das Kommando übernommen und Goretzka stellt schmunzelnd fest: „Für den VfL ein optimaler Einkauf.“ Bochums Ausnahmetalent erklärt warum: „Er hat sofort das ganze Medieninteresse auf sich gezogen. So etwas hätte ich mir schon die ganze Saison gewünscht, denn zurzeit kann man unter den herrschenden Voraussetzungen optimale Leistungen bringen.“
Goretzka, der schon seit Kindesbeinen beim VfL spielt, ist mächtig beeindruckt vom Stimmungswandel in der Stadt. „Der VfL-Fan geht wieder aufrecht und die positive Stimmung ist leistungsfördernd für die Mannschaft.“ Dass sein Klub nach vier Siegen in Folge immer noch nicht gerettet ist, schärft den Blick auf die nicht allzu weit zurückliegende Vergangenheit. „Jetzt wird vielen erst einmal bewusst, wie tief wir im Abstiegskampf gesteckt haben.“
Große Feier zum Klassenerhalt
Damit soll es am Sonntag endgültig vorbei sein, weshalb sich Goretzka weniger mit der Situation des Gegners FSV Frankfurt beschäftigt. „Dass sie in Kaiserslautern verloren haben, darf für uns keine Rolle spielen. Wenn wir genauso selbstbewusst ins Spiel gehen wie gegen Köln, werden wir die Partie auf jeden Fall erfolgreich bestreiten.“ Und wenn der Klassenerhalt auch rechnerisch feststeht, verspricht das Ausnahmetalent: „Dann bekommen wir gegen Union Berlin eine ordentliche Feier hin.“
Dann wird Goretzka wohl auch seine letzten Kräfte dabei verlieren. Fakt ist nämlich, dass zwischen dem Plan, Goretzka in seinem ersten Profijahr langsam an die erste Mannschaft heranzuführen, und der Wirklichkeit, in der er regelmäßig als Stammspieler ran muss, Welten liegen.
Es hat Spuren hinterlassen und mit zunehmenden Einsätzen hat man dem Youngster den Kräfteverschleiß angemerkt. „Das Profijahr ist für mich schon verdammt hart gewesen, aber es hat mich natürlich auch enorm weitergebracht. Jetzt noch zwei Siege und dann hab ich genug Zeit, die Beine hochzulegen“.