Josef Ivanovic versucht Fuß zu fassen. Er macht das ganz langsam und vorsichtig, denn jeder Schritt, den er nach vorne setzt, könnte schon wieder der letzte sein. "Wenn es richtig weg tut, kann ich auch am nächsten Tag kaum noch auftreten", sagt der Mann, den alle Jupp nennen. Seit über zwei Monaten leidet Ivanovic an chronischen Schmerzen in der linken Achillessehne. Nach mehrfachen vergeblichen Behandlungen, wird der Stürmer nun doch operiert. Am Dienstag kommt er in Basel bei Prof. Dr. Segesser unters Messer. Die Hinrunde ist für den Stürmer damit gelaufen.
Am 25. Juni, als sich Ivanovic gerade bei seinem neuen Verein, dem MSV Duisburg, zum Trainingsauftakt vorstellte, traten die Beschwerden das erste Mal auf. Damals hat er sich nicht viel dabei gedacht, der 29-Jährige glaubte, dass "die Schmerzen schon ein, zwei Tagen" wieder verschwunden seien.
Seitdem konnte er nicht eine Minute mit der Mannschaft trainieren und muss stattdessen, wie vorgestern gegen Union Berlin, die MSV-Partien von der Tribüne verfolgen. Ivanovic suchte etliche Ärzte auf, keiner konnte ihm wirklich helfen. Und wenn Besserung in Sicht war, folgte der nächste Rückschlag bestimmt. "Neulich konnte er 25 Minuten problemlos auf dem Laufband trainieren. Einen Tag später ging gar nichts mehr", erzählt sein Coach Norbert Meier, der deshalb auf seinen vermeintlichen Goalgetter verzichten muss. 18 Tore hatte Ivanovic in der vergangenen Saison für Alemannia Aachen erzielt. Wann er diesen Job beim MSV ausüben kann, darüber will Meier nicht mehr spekulieren. "Wir können nur warten und ihm alles Gute wünschen", sagt der Coach, in dessen Worten eine gewisse Portion Frust mitschwingt.
Über die Frustgrenze ist Ivanovic schon hinaus. "Vielleicht war ich am Anfang zu ungeduldig", erinnert sich der Stürmer an die ersten Wochen, als er sein schnelles Comeback mit Macht herbei führen wollte. "Probleme mit der Achillessehne kannte ich gar nicht, die Ärzte sagten mir nur, dass es etwas langwieriges sein könnte. Ich konnte das nicht einschätzen und versuchte alles, um schnell wieder bei der Mannschaft zu sein", erinnert sich Ivanovic, der fast täglich neue Hiobsbotschaften erhielt: "Alles ging schief, die Ärzte tappten im dunkeln. Dann begann ich mit der Reha, erlebte aber wieder Rückschläge. Das war noch frustrierender." Es sei ein schleichender Schmerz, der ihn belastet. "Beim normalen Gehen oder beim Aufstehen klappt alles reibungslos. Jogge ich aber eine Viertelstunde, stellt sich ein leichter Druckschmerz ein. Ganz langsam, so dass ich erst weiter laufen kann. Mit zunehmender Dauer wird es aber unerträglich", beschreibt Ivanovic seine Leiden.
Selbst beste Mediziner wie der DFB-Teamarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, den er bereits im Juli aussuchte, konnten nicht helfen. Nun stellte sich heraus, dass nicht die Achillessehne das Problem ist, sondern ein Nerv, der bei Belastung auf die Achillessehne drückt und schmerzt. Dieser Nerv wird am Dienstag in Basel "gekappt". Anschließend muss Ivanovic für etwa vier Wochen in die Reha. "Ich muss das jetzt voll durchziehen und mir dabei den Hintern aufreißen", meint der Stürmer, der von sich behauptet, ein Kämpfer zu sein.
Schließlich gäbe es schlimmere Situationen. "Früher wusste ich manchmal im Juni nicht, ob ich im Juli einen Verein habe und musste die Arbeitslosigkeit befürchten. Jetzt bin ich nur verletzt", sagt Ivanovic, der besonders traurig wird, wenn er bei den MSV-Heimspielen nur tatenlos auf der Tribüne zuschauen kann. Zum Beispiel vorgestern gegen Union Berlin. Jupp Ivanovic brennt darauf, endlich die Duisburger Fans von seinen Qualitäten zu überzeugen.