Den FC Schalke und den FC Bayern trennen in der Tabelle nur zwei Punkte, doch gefühlt liegen zwischen den beiden Klubs nach dem 12. Spieltag Welten. Denn während die Gäste nach dem 1:1 in München in Partylaune vor der königsblauen Fankurve feierten, könnte in München die Stimmung nicht schlechter sein.
Für ordentlich Ärger beim Rekordmeister hatte schon vor dem Anstoß Philipp Lahm gesorgt, der den Klub-Verantwortlichen in der „Süddeutschen Zeitung“ in aller Offenheit Konzeptlosigkeit und eine verfehlte Einkaufspolitik vorgeworfen hatte. Der Nationalspieler ist nicht gerade als Lautsprecher bekannt, obwohl er seine Meinung gerne auch nach außen vertritt.
In den nächsten Tagen wird Lahm sicher keine großen Worte verlieren, denn Uli Hoeneß kündigte dem kleinen Verteidiger harte Konsequenzen an. „Er ist über das Ziel hinausgeschossen und hat gegen Regeln verstoßen. Sie können sich sicher sein, dass er dieses Interview noch bedauern wird“, polterte Münchens Manager mit hochrotem Kopf. Auch Luca Toni muss zum Rapport. Der wieder einmal kläglich schwache Weltmeister von 2006 hatte nach seiner Auswechslung zur Halbzeit fluchtartig die Arena verlassen, was Trainer Louis van Gaal bitter kommentierte: „Das ist nicht gut für ihn und die Mannschaft.“
Der im Sommer an der Isar mit Hurra begrüßte Niederländer hat nicht viel mehr als seine üblichen autoritären Erziehungsmaßnahmen. Seinen Spielern ein System und auch nur den Ansatz von gutem Fußball zu vermitteln, das vermag der hoch gelobte Fußballlehrer nicht. Und so stehen die Zeichen in München trotz der an sich guten Ausbeute von 18 Punkten aus den letzten neun Bundesligapartien auf eine baldige Trennung. Drei sieglose Pflichtspiel in Folge haben den in der Champions League vor dem Aus und in der Meisterschaft lediglich auf Platz acht stehenden Mir-san-mir-Verein ziemlich heftig ins Wanken gebracht.
So wurde der FC Schalke wieder einmal zum Angstgegner für die Bayern, obwohl die Hausherren bis auf die erste Viertelstunde dem Sieg näher waren. Vor etwas mehr als einem halben Jahr war für Jürgen Klinsmann nach einer 0:1-Pleite gegen die Gelsenkirchener Schluss mit lustig, nun sind die Tage van Gaals gezählt, wenn seine verunsicherte Truppe nicht in zwei Wochen in Leverkusen gewinnen.
Wie sorgenfrei gestaltet sich doch da die Situation beim FC Schalke. Die Diskussionen um die finanzielle Lage sind seit dem Deal mit der GEW verstummt und sportlich läuft es weiter ausgezeichnet. „Wenn wir uns am Ende der Vorrunde immer noch im oberen Drittel der Tabelle aufhalten, ist das mehr als ich erwartet habe“, frohlockte Magath - und machte den taumelnden Münchner Hoffnung: „Bayern ist immer noch das Maß aller Dinge. Sie sind trotz aller Probleme vorne dabei, da müssen sie sich vorstellen, was passiert, wenn die noch besser spielen.“
Magath hat es sicherlich gut und ehrlich gemeint, aber auch er weiß: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.