Nein, glücklich sah Mimoun Azaouagh in den letzten Trainingstagen nun wirklich nicht aus. Der technisch versierte Mittelfeldspieler hatte es nach den Übungsstunden eilig, in der Kabine zu verschwinden und noch eiliger, nach Behandlung und Duschen den Stadionbereich zu verlassen. Schon am Sonntag nach der Derby-Klatsche hatte er keinen „Bock“, den Journalisten Rede und Antwort zu stehen. Einen Tag später verriet er: „Ich war einfach angefressen und maßlos enttäuscht.“ Und dann sprudelte das heraus, was die Fans während der 90 Minuten ebenfalls empfunden hatten: „Bis auf Andy Luthe spielten alle unter ihren Möglichkeiten.“ Wie seine Teamkollegen wusste auch er nicht wirklich, woran es gelegen hatte. Fest stand nur: „Wir haben haarsträubende Abspielfehler gemacht und damit den Gegner immer wieder aufgebaut.“
Die Konzentrationsfehler bei Ballbesitz, und davon gab es in Dortmund immerhin 50 Prozent, ließen es einfach nicht zu, dass der VfL ins Spiel fand. Azaouagh: „Normal steckst du auch ein Gegentor weg, spielst ruhig weiter. Aber dazu waren wir am letzten Sonntag einfach nicht in der Lage.“
Abgehakt. In den brisanten „Trainingsspielen“ ging es wesentlich präziser zu, und in puncto Härte gab es wenig Rücksicht auf die Teamkollegen. Und so musste auch Azaouagh in den Übungsstunden am Donnerstag und Freitag gleich mehrmals behandelt werden. Doch wie das berühmte HB-Männchen kam der zukünftige Nationalspieler Marokkos immer wieder auf die Beine und machte weiter. Azaouagh: „Alles halb so schlimm.“ Der kleine Spielmacher, der gemeinsam mit Diego Klimowicz derzeit mit drei Treffern die interne Torschützenliste des VfL anführt, beißt auf die Zähne, weil er spätestens schon am Sonntag wieder damit anfangen will, den Weg Richtung Klassenerhalt zu ebnen.
„Natürlich ist Bremen noch ein ganz anderes Kaliber als Dortmund. Aber zu Hause muss es völlig egal sein wer kommt. Es ist doch eine tolle Herausforderung, gegen eine so starke Truppe zu spielen.“ Der Techniker, der seit vier Monaten wieder Single ist, bleibt felsenfest überzeugt, dass gegen den großen Klub aus dem Norden was Zählbares in Bochum bleibt: „Wir können sie schlagen. Am besten, wenn wir da weiter machen, wo wir vor der Länderspielpause gegen Wolfsburg aufgehört haben.“ Und dann schiebt er mit einem Blick auf seine blau schimmernden Knöchel hinterher: „Sonntag muss es in den Zweikämpfen ebenso knallen wie bei uns im Training.“