Premiere-Chef Georg Kofler hat eine etwas merkwürdige Art, mit dem Verlust der Pay-TV-Rechte für die Fußballbundesliga umzugehen. Einerseits bietet er den neuen Rechteinhabern ausdauernd eine Zusammenarbeit an. Gleichzeitig verklagt er die Kabelnetzbetreiber wegen ihrer Fusion.
"Gegen die Fusion der Kabelfirmen ish und iesy zu Unity Media haben wir gerade Klage vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf eingereicht", sagte Premiere-Chef Georg Kofler der "Süddeutschen Zeitung". Es sei das Ziel, die Genehmigung der Fusion beider Firmen durch das Bundeskartellamt rückgängig zu machen.
"Wenn Netz und Inhalte in einer Hand sind, gibt es eine vertikale Integration von marktbeherrschenden Stellungen. Es ist evident, dass Premiere als pures Fernsehhaus einen Nachteil hat. Wir kämpfen mit ungleichen Waffen", erklärte Kofler. Beim Oberlandesgericht Düsseldorf war am Freitag Abend niemand mehr für eine Stellungnahme zu erreichen.
Im Bieterwettstreit um die begehrten Rechte für die Live-Übertragung der Fußball-Bundesliga hatte der Kabelnetzbetreiber Unity Media den Bezahlfernsehsender am Mittwoch überraschend ausgestochen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) gab der Offerte von Unity Media für die kommenden drei Spielzeiten den Vorzug, der Aktienkurs von Premiere war danach um weit über 40 Prozent nach unten gerauscht.
Kofler hatte danach mehrfach betont, für eine Zusammenarbeit mit dem Kabelnetzbetreiber offen zu sein. So erklärte er dem Nachrichtensender n-tv: "Es gibt dafür auch handfeste Ansatzpunkte, beispielsweise durch die Tatsache, dass in den allermeisten Premiere-Haushalten ein neues Pay-TV-Angebot nur unter aktiver Mitwirkung von Premiere empfangen werden kann." Hier liege es nahe, dass sich Unity Media und Premiere verständigen. Verhandlungen seien geplant, sagte Kofler. "Wir werden jetzt erst mal den Pulverdampf sich etwas verziehen lassen und dann sicherlich vernünftige Gespräche führen."
Zu Spekulationen, Finanzinvestoren wollten Premiere schwächen, um das Unternehmen anschließend zu übernehmen, sagte Kofler: "Wir haben da keine Berührungsängste. Der internationale Trend geht ohnehin in Richtung neue Kombinationen zwischen Medienunternehmen, zwischen Infrastrukturunternehmen, Telekommunikationsunternehmen." Auch in Deutschland werde man in den nächsten Jahren neue Kombinationen erleben.
Am Freitag Nachmittag hatte der Sender außerdem bekannt gegeben, seine Tochter Creation Club (CC) an die EM.TV AG zu verkaufen. Der Deal, der Branchenkreisen zufolge etwa zehn Millionen Euro einbringen soll, habe jedoch nichts mit dem Verlust der Bundesliga-Übertragungsrechte zu tun, erklärte ein Premiere-Sprecher. "Da gibt es keinen Zusammenhang." Es handele sich um eine strategische Entscheidung. Das Geschäftsmodell von CC passe sehr gut zur EM.TV-Tochter Plazamedia.