Der abstiegsbedrohte Bundesligist 1. FC Nürnberg und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus haben sich am Mittwoch noch nicht auf eine künftige Zusammenarbeit einigen können. Beide Seiten vereinbarten aber weitere Treffen.
Matthäus bekundete offenbar durchaus Interesse an dem Job. "Ich habe immer gesagt, dass ich als Kind der Bundesliga auch als Trainer irgendwann zurückkehren will", sagte er nach der ersten Zusammenkunft am Mittwoch dem DSF: "Aber so weit ist es noch lange nicht." Matthäus bezeichnete das Treffen "mehr als Informationsgespräch denn als Verhandlungen. Aber man hat sich mal kennengelernt. Es war sehr nett und interessant, doch es ging noch nicht um Kleinigkeiten."
"Ich will keine Tendenz abgeben"
Auch Nürnbergs Sportdirektor Martin Bader sagte dem Sport-Informations-Dienst (sid), das Gespräch sei "sehr gut und angenehm" verlaufen. Ob eine Verpflichtung des Weltmeisters von 1990 als Nachfolger für den am Montag beurlaubten Trainer Wolfgang Wolf damit wahrscheinlicher geworden sei, wollte Bader nicht kommentieren. "Ich will keine Tendenz abgeben."
Der 44 Jahre alte Nationaltrainer Ungarns flog nach dem Treffern in München zurück nach Budapest. In den kommenden Tagen soll es eine weitere Unterredung geben. "Wir werden uns nochmal treffen", sagte Bader. Es sei aber von Vornherein nicht geplant gewesen, bereits am Mittwoch eine Einigung zu erzielen. "Wir haben da keinen Druck. Und Lothar Matthäus muss das Gespräch auch erst mal sacken lassen."
Lieberwirth gegen Stuttgart auf der Trainerbank
Dass der gebürtige Erlanger bereits am Sonntag im Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (17.30 Uhr/Premiere live) auf der Bank der Franken sitzen wird, ist demnach unwahrscheinlich. Der bisherige Co-Trainer von Wolf, Dieter Lieberwirth, wird den "Club" voraussichtlich gegen die Mannschaft von Giovanni Trapattoni interimsweise betreuen.
Ob bereits mit anderen Kandidaten gesprochen wurde, wollte Bader ebenfalls nicht kommentieren. Neben Matthäus wurden zuletzt Peter Neururer, Klaus Toppmöller und Matthias Sammer gehandelt. Sammer ist derzeit auch beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Sportdirektor im Gespräch.
Für Matthäus wäre der 1. FC Nürnberg die vierte Trainerstation. Zuvor war der 150-malige Nationalspieler bei Rapid Wien, Partizan Belgrad und der ungarischen Nationalmannschaft tätig. Derzeit verhandelt der Coach über eine Verlängerung seines dort Ende des Jahres auslaufenden Vertrags. Als möglicher Nachfolger bei den Ungarn wird bereits der Niederländer Arie Haan gehandelt.
"Name Matthäus polarisiert"
Ungeteilte Zustimmung würde die Verpflichtung von Matthäus jedoch nicht auslösen. In verschiedenen Fan-Foren lehnten die Anhänger des "Clubs" bereits im Vorfeld ein Engagement des ehemaligen Profis von Bayern München ab. "Dass der Name Lothar Matthäus polarisiert, war uns klar", erklärte Bader. "Die Entscheidung müssen wir aber aus sachlichen und nicht emotionalen Gründen treffen."
Dennoch müsse der Wille der Fans berücksichtigt werden. Bader erinnerte jedoch daran, dass der ehemalige "Club"-Trainer Klaus Augenthaler zunächst auch kritisch gesehen worden sei, "aber dann haben ihn alle geliebt".
Spekulationen, wonach auch Sportdirektor Bader zur Disposition steht und der ehemalige Nürnberger Profi Stefan Reuter seinen Posten übernehmen wird, dementierte unterdessen Präsident Roth: "Wir haben keinen Bedarf, diese Position ist gut besetzt." Im Winter soll mit Bader über eine Verlängerung seines nach Saisonende auslaufenden Vertrages verhandelt werden.