Man mag es kaum glauben. Doch die Gefahr, dass der VfL Bochum zum fünften Mal den Gang in die Zweite Liga antreten muss, ist nach wie vor sehr groß. Zwei Heimspiele (Mainz, Stuttgart) und noch vier Auswärtspartien (Kaiserslautern, München, Nürnberg, Hamburg), da muss man schon ein großer Optimist sein, um den VfL im Vorteil gegenüber den besser platzierten Teams aus Mönchengladbach, Mainz und Nürnberg zu sehen.
Doch beschäftigt man sich nicht ausschließlich mit dem Restprogramm und den nackten Zahlen, dann kehrt schon ein wenig Hoffnung zurück. Und es gibt tatsächlich Dinge, die nicht nur Trainer Peter Neururer und die Mannschaft an eine Rettung glauben lassen. Zum Beispiel sieben Punkte aus den letzten drei Spielen, eine Serie, auf die der VfL in dieser Saison zuvor noch nicht zurückblicken konnte. Aber auch das gestiegene Selbstvertrauen ist in den Trainingseinheiten zu spüren. Hieß es früher vor den Auswärtsspielen Wir wollen einen Punkt holen, klingt es jetzt entschlossen Wir müssen gewinnen. Neururer: Wenn man uns täglich bei der Arbeit zusieht, dann ist von Verunsicherung nichts mehr zu spüren. Vielleicht ist es ja gerade das, was Bochum hoffen lässt. Während beim VfL nämlich die Formkurve und die Erfolge einen Aufwind signalisieren, müssen sich die schon geretteten Clubs aus Mainz und Mönchengladbach nun mit einer völlig neuen Situation vertraut machen. Kopfschütteln dann, wenn Gladbach-Coach Dick Advocaat seine Mannschaft vor dem Schlüsselspiel gegen Mainz am Samstag damit motiviert, dass er ankündigt im kommenden Sommer weitere sechs Neuzugänge zu verpflichten. Was ihm prompt in der Boulevardpresse den Beinamen Dick Nimmersatt einbrachte. Neururer nimmt dies zur Kenntnis und schmunzelt: Das sind nicht unsere Probleme.
Aber wie sehr gerade in Gladbach Richtung Bochum geschielt wird, beweist eine Aussage von Oliver Neuville, der sich in einem Interview wünschte: Wenn man sieht, wie ruhig es in Bochum zugeht, obwohl der VfL weitaus schlechter dasteht, dann würde ich mir so etwas auch mal bei uns erhoffen. In der Tat, die Zeit der psychologischen Kriegsführung hat offensichtlich begonnen. Und dabei macht der VfL bislang keine schlechte Figur. Doch wichtig ist auf dem Platz! Und da will es Neururer auf dem Betzenberg mit fünf offensiven Akteuren versuchen. Der Coach: Wir sind auf der Flucht. Und eine Flucht tritt man meist nach vorn an. Uns bleibt doch keine andere Wahl, als auf Sieg zu spielen. Dabei muss er seine Mannschaft aber umbauen. Sören Colding fällt wegen der fünften Gelben Karte aus, wird in der Innenverteidigung wohl durch Christoph Preuß ersetzt. Aber es gibt auch die Variante mit Marcel Maltritz in der Viererkette und Filip Tapalovic als fünften Abwehrspieler davor. Vorne dagegen scheint eine Entscheidung bereits gefallen zu sein. Vratislav Lokvenc und Peter Madsen spielen in der Spitze, Zvjezdan Misimovic kommt über rechts, Dariusz Wosz spielt zentral und Edu über links.
Vor einem Jahr trennte man sich 2:2, Vahid Hashemian und Wosz trafen für Bochum, Lokvenc sorgte mit einem Doppelschlag für den Ausgleich. Neururer: Ein Doppelpack von Vratislav käme uns diesmal sehr gelegen.