Der Brasilianer Lincoln hat Schalke 04 mit einem Zauberfreistoß das Tor zur ersten deutschen Meisterschaft seit 1958 weit aufgestoßen. Die Königsblauen gewannen am 25. Spieltag der Bundesliga das Topduell gegen Rekordmeister Bayern München 1:0 (0:0) und setzten sich damit in der Tabelle drei Punkte von den Münchnern ab. Die Schalker, die 2001 das Meisterrennen in letzter Minute gegen die Bayern verloren hatten, sind erstmals seit dem 5. Mai 2001 und zum 39. Mal in ihrer mehr als 100-jährigen Vereinsgeschichte wieder die Nummer eins in Deutschland und träumen vom achten Titel.
Lincoln sorgt für die Entscheidung
61.524 Zuschauer in der ausverkauften Arena AufSchalke sahen im Spiel des Jahres nicht den erhofften Megahit, wurden aber dafür mit rassigen Zweikämpfen, Hektik, Härte und Spannung pur entschädigt. Und für die absolute Schalker Glückseligkeit sorgte der überragende Lincoln, der in 69. Minute einen Freistoß unhaltbar für Nationaltorhüter Oliver Kahn zu seinem siebten Saisontor in den Winkel zirkelte. Damit machte er die fünfte Niederlage der Bayern in Folge in der Arena perfekt.
Schalke investierte in diesem Prestigeduell mehr Leidenschaft, Kampfkraft und Aggressivität. Die Bayern spielten ihre große Erfahrung aus und wirkten wie am vorigen Mittwoch in der Champions League bei Arsenal London abgezockt, obwohl neben Torjäger Roy Makaay und Spielmacher Mehmet Scholl (beide Muskelfaserriss) auch noch die grippekranken Torsten Frings, Ze Roberto und Robert Kovac Trainer Felix Magath nicht zur Verfügung standen.
Den ersten Aufreger in diesem Schlager, der über weite Strecken von den beiden kompakten Abwehrreihen dominiert wurde, hatte Ailton. Der Brasilianer scheiterte aus kurzer Entfernung an dem mit großartiger Fußabwehr reagierenden Kahn. Der umsichtige Schiedsrichter Herbert Fandel aus Kyllburg hatte die Partie sehr gut im Griff und unterband aufkommende Hektik und Härte mit drei gelben Karten gegen Michael Ballack sowie Lewan Kobiaschwili und Mladen Krstajic. Die beste Chance für den 18-maligen Meister von der Isar hatte der Peruaner Paolo Guerrero in der 32. Minute. Nach einem Fehler von Krstajic tauchte er plötzlich vor freistehend vor Frank Rost im Schalker Kasten auf. Aber der "königsblaue" Kapitän riskierte Kopf und Kragen und verhinderte das mögliche 0:1.
Bayern kommt in der zweiten Hälfte besser in Fahrt
Die Bayern kamen nach der Pause zunächst nach der Hereinnahme von Bastian Schweinsteiger für den blassen Sebastian Deisler besser ins Spiel. Und Schweinsteiger war es, der in der 56. Minute eine aussichtsreiche Chance vergab. Die Schalker, angepeitscht von den begeisterten Fans auf den Rängen, kämpften um jeden Meter Boden und kamen in die Partie zurück. In der 69. Minute foulte Martin Demichelis Ebbe Sand 18 Meter vor dem Tor. Fandel entschied auf Freistoß, den Lincoln eiskalt nutzte.
Schalke verdiente sich aufgrund der Mobilisierung der letzten Kräfte den wichtigen Dreierpack. Allerdings dürfte der 16. Sieg im 70. Bundesliga-Spiel gegen die Bayern noch nicht die Vorentscheidung im Titelrennen bedeuten.