Die Vorbereitung von Bundesligist Schalke 04 für die Saison 2004/2005 ist angelaufen. Mit finanziellen Sorgen, jedoch noch ohne Star-Einkäufe wie Ailton, absolvierten die "Knappen" am Montag ihre erste Übungseinheit. Nach einem enttäuschenden sportlichen Jahr sind die "Königsblauen" ab sofort zum Erfolg verdammt. Denn der Geschäftsbericht für das Jahr 2003 offenbarte Verbindlichkeiten in Höhe von 102,8 Millionen Euro (inkluse der 75-Mio-Anleihe) und sorgte somit für zusätzlichen Druck auf die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes. So ist in der kommenden Saison der Einzug ins internationale Geschäft oberste Pflicht.
"Das Ziel von Schalke 04 kann nur sein, unter die ersten Fünf zu kommen. Wir haben das Material dafür, auch wenn wir in der Vergangenheit mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten", sagte Manager Rudi Assauer klipp und klar. Jupp Heynckes ist sich dem Druck bewusst: "Ich weiß, dass wirtschaftlich einiges auf dem Spiel steht. Die Vergangenheit beweist jedoch, dass es schwierig ist, neue Spieler sofort zu integrieren. Es gibt keine Gewähr, mit drei, vier neuen Spielern gleich eine Mannschaft wie den FC Porto zu bekommen."
Hohe Schuldenlast und wenig Umsatz
Die finanzielle Situation überschattete jedoch den Saisonauftakt der Schalker. Der Umsatz ging 2003 um knapp 19 Millionen Euro zurück, der Verlust betrug 4,127 Millionen Euro. Finanzchef Josef Schnusenberg wollte die Zahlen jedoch relativieren: "Wir haben in der Bilanz nicht nur eine Passiv- sondern auch Aktivseite. Wir besitzen genügend Substanz. Wir haben kein Stadion verkauft und auch keine Namensrechte abgegeben."
Dennoch musste auch Schnusenberg einräumen: "Wir würden Probleme bekommen, wenn die nächsten zwei, drei Jahre ähnlich verlaufen. Fußball ist nun einmal nicht planbar. So weit wird es aber nicht kommen, dass wir keine Gehälter mehr bezahlen können. Wir hätten immer noch Quellen, wenn es hart auf hart kommt."
Bordon fehlt während der kompletten Vorbereitung
An Neuzugang Marcelo Bordon werden die Schalker zunächst keine Freude haben. Der Verteidiger wird während der kompletten Vorbereitung fehlen und ist stattdessen bei der Copa America für Brasilien im Einsatz. Das gilt auch für die beiden Uruguayer Gustavo Varela und Dario Rodriguez, wenngleich beide ohnehin kaum mehr eine Rolle in den Planungen von Heynckes spielen.
Kurzfristig gilt alle Konzentration auf den UI-Cup. Wie im Vorjahr soll über den "Döner-Cup" (Assauer) noch der Einzug in den UEFA-Pokal gelingen. Erster Gegner wird in der dritten Runde (17. /18. und 24. Juli) der Sieger der Partie zwischen dem KRC Genk (Belgien) und Marek Dupniza (Bulgarien) sein. Die Euphorie ist indes ungebrochen. 47.000 Tickets für die erste Partie (inklusive der 42.800 Dauerkarten) sind bereits abgesetzt.
Als Heynckes gegen 17.00 Uhr die Mannschaft zum ersten Training im alten Parkstadion versammelte, fehlten neben den drei Copa-Teilnehmern auch die beiden Neuzugänge Ailton und Mladen Krstajic, die auf Grund des DFB-Pokalendspiels noch bis zum 1. Juli frei haben, sowie die dänischen EM-Teilnehmer Ebbe Sand und Christian Poulsen. So war Lincoln das einzige neue Gesicht.
Vertrag mit van Hoogdalem soll aufgelöst werden
Unterdessen wird mit Marco van Hoogdalem eine Auflösung seines bis 2006 datierten Vertrages angepeilt. Assauer und der Niederländer wollen am Dienstag ein Gespräch führen. Der bislang gescheiterte Simon Cziommer wird indes ein weiteres Jahr an Twente Enschede ausgeliehen.
Bis zum Liga-Start am 6. August bei Werder Bremen sollen die Lohnkosten in Höhe von 38 Millionen Euro noch weiter verkleinert werden. Insbesondere Anibal Matellan und Rodriguez sollen den bisherigen Abgängen Jochen Seitz (1. FC Kaiserslautern), Tomasz Hajto (1. FC Nürnberg), Filip Trojan (VfL Bochum), Sergio Pinto (Alemannia Aachen), Edi Glieder (SV Pasching), Cziommer (Twente), Victor Agali, Sven Kmetsch und Kristijan Djordjevic (alle Ziel unbekannt) noch folgen.